Fossile Brennstoffe Die Wiege des Klimawandelskeptizismus
Zuletzt aktualisiert am 26. Dezember 2021 durch Jürgen Voskuhl
Egal ob Wirtschaftsvertreter, Populisten oder angebliche Institute/ThinkTanks: Klimawandelleugner (beziehungsweise Klimawandelskeptiker) finden sich in allen drei genannten Gruppen. Entweder wird der menschengemachte Anteil am Klimawandel komplett verleugnet oder mindestens angezweifelt.
Wann und wie hat das eigentlich Einzug in die fossile Brennstoffindustrie gehalten?
„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft”
--Wilhelm von Humbold, 1767-1835
Ein Comic gibt die Antwort
Alexandre Magnin und Dr. Benjamin Franta sind dieser Frage nachgegangen - und beantworten sie auf unterhaltsame Weise!
Alexandre Magnin ist Nachhaltigkeitsberater, Illustrator und Youtuber.
Ben Franta hat an der Stanford Universität in angewandter Physik promoviert. Seine Forschung konzentriert sich auf die Geschichte der Klimawissenschaft, Klimaleugnung und die Produzenten fossiler Brennstoffe.
Gemeinsam erzählen die beiden die Geschichte des organisierten Leugnens des menschengemachten Anteils am Klimawandel, die in der US-amerikanischen Ölindustrie ihren Anfang nahm.
Inhaltlich kann man das alles nachlesen (zum Beispiel in diesem Blog-Beitrag) oder auch als Dokumentarfilm anschauen (Original mit dt. Untertiteln). Alex und Ben haben die Form eines Comics gewählt (hier geht's zum Original). Was ist der Sinn dahinter?
Ein hollywoodreifer Plot
Inhaltlich geht es um skrupellose Lobbyisten, die seriöse Forscher diffamieren und gezielt Falschinformationen in lancierten Medienkampagnen global verbreiten - also mehr oder weniger ein hollywoodreifer Plot, skandalträchtig und bestürzend zugleich.
Das hat sich niemand ausgedacht. Es geht um skandalträchtige Ereignisse, die tatsächlich stattgefunden haben!
Hier geht es aber nicht um die Verfilmung einer fiktiven Geschichte, sondern um tatsächliche Begebenheiten: die im Comic erwähnten multinationalen Konzerne, Lobbyisten und Wissenschaftler gibt es tatsächlich. Die Lobbyisten sind sogar heute noch aktiv! Übrigens auch hier bei uns in Deutschland, wie die Recherchen von CORRECTIV und Frontal21 belegen.
Ebenso wie die Original-Autoren des Comics halte ich es daher für geboten, diese Machenschaften aufzuzeigen, und dies in allen Medien (Print, Video, Audio) und auf allen Kanälen (Buch, Film, Blog-Beiträge, Social Media, Podcasts, …) zu verbreiten - damit das hoffentlich irgendwann ein Ende hat!
Das Machtungleichgewicht zwischen Konzernlobbyismus und Zivilgesellschaft muss beseitigt werden!
Auch Joachim Ott (Stiftung Europäische Energiewende / EE Magazin) fand diesen Comic toll und entwickelte die Idee zu einer deutschen Version. Die Umsetzung erfolgte dann durch Klaus Müller (Energiewende-Rocken) und mich. Das Ergebnis kann man hier bewundern.
An dieser Stelle könnte der Beitrag eigentlich zu Ende sein.
Für den Fall, dass Du aber auch mal etwas übersetzen musst, beziehungsweise übersetzt haben möchtest (ja, ich bin käuflich!), findest Du nachfolgende einige hoffentlich hilfreiche Hinweise und Erläuterungen zur Vorgehensweise in diesem Projekt.
Translation first!
Die Übersetzung des Comics habe ich komplett übernommen. Was mich dazu befähigt? In meinem „früheren Leben” als Angestellter war ich zeitweise in M&A-Projekte im Zusammenhang mit Unternehmen in den USA involviert. Von daher würde ich mein Englisch durchaus als "vertragssicher in Wort und Schrift" bezeichnen.
Zudem habe ich acht Jahre in Südostasien gelebt und dort häufig in englischer Sprache kommuniziert, teilweise mit Muttersprachlern. Ich weiß also, woher jemand kommt, wenn er aus „Oz” stammt und kenne - außer der Frucht - mindestens zwei weitere Bedeutungen des Wortes „Kiwi”.
Ferner war ich vor einigen Monaten Teil des großartigen Teams, welches den beeindruckenden Vortrag des australischen Klimawissenschaftler Will Steffen für die Spätere Voice-over-Synchronisation übersetzt hat (hier zu sehen und zu hören). Das hat mir bei der Umsetzung des aktuellen Projekts sehr geholfen.
Jetzt kann es also losgehen! Im ersten Schritt wird der zu übersetzende Text in der Originalsprache (hier: englisch) erfasst. Dieser Vorgang nennt sich „transkribieren”. Je nach Umfang können Scanner und OCR-Programm zum Einsatz kommen. Aufgrund des geringen Umfangs und der im Original verwendeten Schrift, die erfahrungsgemäß Probleme bei der OCR-Erkennung erwarten ließ, habe ich mich für eine manuelle Erfassung entschieden.
In jedem Fall ist es sinnvoll, den Text dabei in einzelne Abschnitte zu unterteilen.
Da der vorliegende Comic einzelne Szenen darstellt, war die Bildung entsprechender Textblöcke mehr oder weniger vorgegeben (beim Vortragsprojekt haben wir die gezeigten Präsentationsfolien und die Video-Timecodes benutzt).
Ist das erstmal erledigt, geht es ans eigentliche Übersetzen. Hilfreich ist hierbei für eine erste Näherung der deutsche Online-Übersetzungsdienst DeepL.
Das entbindet den Übersetzer (also mich) aber keinesfalls davon, dieses erste Ergebnis zu prüfen und zu überarbeiten! Kein Übersetzungsprogramm ist perfekt: Es gibt zahlreiche Fallstricke zu beachten, von denen wir uns einige nachfolgend anschauen.
Ein Übersetzungsprogramm ist hilfreich, ersetzt (derzeit) aber keinen menschlichen Übersetzer
Beginnen wir mit dem Kontext, also der Frage "Was genau wollte der Autor des Originals mit einem bestimmten Satz ausdrücken?". Aufgrund von stilistischen Elementen (Sarkasmus, Ironie, Wortspiel, ...) kann es passieren, dass eine wörtliche Übersetzung sinnentstellend wirkt.
Ein weiteres beliebtes Fettnäpfchen sind Fachtermini: man muss das jeweilige Fach (oder die Fächer, im vorliegenden Fall: Klimawissenschaft und Business Administration) beherrschen, also die Fachbegriffe kennen. Das natürlich in beiden Sprachen. Ein Anglistik-Studium allein hilft da nicht unbedingt weiter.
Zudem existiert das weite Feld englischer Sprichwörter. Die muss man ebenfalls kennen, sonst droht Ratlosigkeit: Eine wörtliche Übersetzung ergibt auch hier oft keinen Sinn.
In der Praxis verwendet man einfach das deutsche Pendant. Beispiele gefällig?
Mit „As thick as a brick” ist kein dicker Stein gemeint, sondern wenn jemand "dumm wie Bohnenstroh" ist. In der englischen Sprache schlägt man eben nicht „zwei Fliegen mit einer Klappe”, sondern zwei Vögel mit einem Stein („kill two birds with one stone").
Die letztgenannte Redewendung wird übrigens von DeepL korrekt übersetzt, die erste dagegen wörtlich (also falsch).
Jetzt wird es ernst!
Ist man erstmal mit der Übersetzung durch, geht es ans Eingemachte: In aller Regel hat man nämlich nun ein „Platzproblem”!
Dazu muss man wissen, dass Formulierungen in deutscher Sprache häufig länger sind als das englische Pendant. Für diejenigen, die Englisch grundlegend beherrschen: versucht mal "There are doubts on climate change science" ins Deutsche zu übersetzen - und zwar ohne dafür nennenswert mehr Buchstaben als im englischen Original zu benötigen. Es ist schlichtweg unmöglich!
Wenn ich einen Brief übersetze, mag das tolerierbar sein: Dann wird der Brief in deutscher Sprache halt ein wenig länger.
Anders sieht es natürlich bei vorgegebener Größe (beispielsweise von Sprechblasen, wie im vorliegenden Projekt) oder begrenzter Sprechdauer (wie bei einer Voice-over-Synchronisation) aus.
„Kleiner schreiben", beziehungsweise „schneller sprechen” funktioniert nur in gewissen Grenzen. Darüber hinaus hilft dann nur beherztes Kürzen - natürlich keinesfalls sinnentstellend! Hier kommt dem Übersetzer also eine große Verantwortung zu.
Das Finale: die grafische Bearbeitung
Ist der Text erstmal übersetzt, geht es an die Bearbeitung der Medien. Hierbei sind zwei Fälle zu unterschieden:
- Hat man die Originaldateien (mit zu übersetzenden Texten in einem separaten Layer) vorliegen, ersetzt man einfach den Originaltext durch die Übersetzung - und hofft, dass es grafisch "passt". Falls nicht, muss man halt Anpassungen vornehmen (Schriftgröße, Zeichen-/Wortabstand, ...).
- Ohne Original-Dateien (wie bei unserem Projekt), entfernt man im ersten Schritt jegliche Schrift aus den vorliegenden Grafiken. Der vorhandene Text wird also mit der jeweiligen Hintergrundfarbe „übermalt”.
Anschließend wird die Ebene mit der nun „textlosen” Grafik fixiert und darüber eine neue Ebene für den Text eingefügt. In der soeben erstellten Ebene erstellt man dann Textblöcke entsprechend den zuvor erstellten Übersetzungsblöcken. Diese werden im letzten Arbeitsgang noch entsprechend dem Bedarf formatiert.
Nach Abschluss der Arbeiten steht einer Verwendung im Zielmedium, zum Beispiel auf einer Webseite, nichts mehr im Wege!
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