„Nuku­lar-Bros“ sehen bei Atom­kraft nur das Posi­ti­ve, igno­rie­ren das Nega­ti­ve und bie­gen sich die Rea­li­tät so zurecht, dass ihre Mei­nung immer stimmt. Eine Dis­kus­si­on auf Fak­ten­ba­sis ist mit ihnen des­halb sehr schwer. Es ist unwahr­schein­lich, dass sie ihre Mei­nung von allei­ne ändern.
Eine pseu­do­me­di­zi­ni­sche sati­ri­sche Analyse.

Die Spe­zi­es der Nuku­lar-Bros (Sub­spe­zi­es: Homo ener­ge­ti­cus proato­mic­us) lei­det ende­misch an Ratio con­fir­ma­to­ria, in vie­len Fäl­len mit Pro­gres­si­on zur Ratio con­fir­ma­to­ria gra­vis com­pli­ca­ta.

Klinisches Bild und Pathogenese:

Das Krank­heits­bild ist cha­rak­te­ri­siert durch eine signi­fi­kan­te Hypo­ak­ti­vi­tät prä­fron­ta­ler kor­ti­ka­ler Area­le, wel­che für kri­ti­sches Den­ken und ambi­gui­täts­to­le­ran­te Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung zustän­dig sind. Kom­pen­sa­to­risch zeigt sich eine patho­lo­gi­sche Hyper­re­agi­bi­li­tät des meso­lim­bi­schen Beloh­nungs­sys­tems (Nucleus Accum­bens und asso­zi­ier­te Struk­tu­ren) bei Expo­si­ti­on gegen­über reak­tor­spe­zi­fi­schen Erfolgs­mel­dun­gen. Die­ser neu­ro­bio­lo­gi­sche Dys­ba­lan­ce-Zustand indu­ziert eine aus­ge­präg­te Sko­to­mi­sie­rung wider­spre­chen­der Daten (patho­lo­gi­sche Neglekt-Sym­pto­ma­tik für nega­ti­ve Evi­denz) sowie eine ana­mnes­ti­sche Fokus­sie­rung auf Nar­ra­ti­ve des Zubaus und tech­no­lo­gi­sche Heils­ver­spre­chen. Es resul­tiert eine chro­ni­sche Rea­li­täts­per­zep­ti­ons­stö­rung mit selek­ti­ver Amne­sie für Stilllegungsfakten.

Fallbeispiel zur Veranschaulichung der Symptomatik:

Anamnestische Faktenlage (globale Erhebung, Zeitraum Anfang 2020 – Ende 2024):

  • Brut­to-Zubau an Atom­ener­gie­leis­tung: ca. 27,8 GW (ent­spricht der posi­ti­ven Sti­mu­lanz für das Belohnungssystem)
  • Gleich­zei­ti­ge Abschaltungen/​Stilllegungen: ca. 41,5 GW (Daten, die typi­scher­wei­se vom sko­to­mi­sier­ten Wahr­neh­mungs­feld erfasst, aber nicht pro­zes­siert werden)
  • Net­to-Bilanz: Ver­lust von ca. 13,7 GW Atom­ener­gie­leis­tung (Fak­tum, das aku­te kogni­ti­ve Dis­so­nanz aus­löst und daher meist ver­drängt wird)

Typische Verhaltensmanifestation bei Patienten mit Ratio confirmatoria:

Indi­vi­du­en mit dia­gnos­ti­zier­ter R.c. ampli­fi­zie­ren in ihrer Kom­mu­ni­ka­ti­on exklu­siv die 27,8 GW Zubau. Dies wird als Beweis für eine "glo­ba­le Renais­sance der Kern­ener­gie" fehl­in­ter­pre­tiert – eine Wahr­neh­mungs­ver­schie­bung, die durch die oben beschrie­be­ne Patho­phy­sio­lo­gie begüns­tigt wird.

Verteidigungsmechanismen und Rationalisierungen bei R.c. gravis complicata (der "Gegencheck" als Symptom-Cluster):

Die Kon­fron­ta­ti­on mit den eli­mi­nier­ten 41,5 GW und dem Net­to-Ver­lust von annä­hernd 14 GW führt nicht zur Reeva­lua­ti­on der eige­nen Posi­ti­on, son­dern zu cha­rak­te­ris­ti­schen sekun­dä­ren Sym­pto­men und Kompensationsstrategien:

  1. Abschal­tungs-Baga­tel­li­sie­rungs-Syn­drom (Mor­bus Nega­tio­nis Ato­mic­us): Die Still­le­gun­gen wer­den als "plan­mä­ßi­ge Außer­be­trieb­nah­me ver­al­te­ter, inef­fi­zi­en­ter Schrott­re­ak­to­ren" oder "rein poli­tisch moti­vier­te, irra­tio­na­le Ent­schei­dun­gen ideo­lo­gie­ge­trie­be­ner Akteu­re" dekla­riert und somit als irrele­van­te Stör­grö­ße aus dem kogni­ti­ven Bezugs­rah­men exkludiert.
  2. Zukunfts-Glo­ri­fi­zie­rungs-Kom­pen­sa­ti­on (Hyper­phan­ta­sia Tech­no­lo­gi­ca): Die aktu­el­le nega­ti­ve Net­to­bi­lanz wird durch exzes­si­ve, oft unkri­ti­sche Ver­wei­se auf noch nicht markt­rei­fe Small Modu­lar Reac­tors (SMRs), unrea­lis­tisch beschleu­nig­te Bau­zeit­pro­gno­sen für Groß­pro­jek­te oder gar die pro­spek­ti­ve, jedoch spe­ku­la­ti­ve Potenz der Fusi­ons­en­er­gie kom­pen­siert. Die­se "Was-wäre-wenn-Nar­ra­ti­ve" die­nen der Auf­recht­erhal­tung des posi­ti­ven Selbst­bil­des und der Abwehr der dis­so­nan­ten Realität.
  3. Sta­tis­tik-Rela­ti­vie­rungs-Manö­ver (Dys­kal­ku­lia Sel­ec­ti­va): Es wird argu­men­tiert, dass der Net­to­ver­lust "im glo­ba­len Maß­stab mar­gi­nal" sei oder dass "die wirk­lich ent­schei­den­den, zukunfts­wei­sen­den Pro­jek­te ja erst noch ans Netz gehen". Beliebt ist auch der Ver­weis auf "höhe­re Kapa­zi­täts­fak­to­ren neue­rer Anla­gen", um von der abso­lu­ten Reduk­ti­on der instal­lier­ten Leis­tung abzulenken.
  4. Schuldex­ter­na­li­sie­rung und Pro­jek­ti­ons-Patho­lo­gie: Die Ver­ant­wor­tung für den Net­to­ver­lust und die wahr­ge­nom­me­nen Pro­ble­me der Nukle­ar­in­dus­trie (Kos­ten­ex­plo­sio­nen, Bau­zeit­ver­län­ge­run­gen, Akzep­tanz­de­fi­zi­te) wird sys­te­ma­tisch exter­nen Fak­to­ren ("feind­se­li­ge Medi­en­kam­pa­gnen", "über­bor­den­de Büro­kra­tie", "Sabo­ta­ge durch Erneu­er­ba­re-Lob­by­is­ten und deren Wind­wahn-Pro­pa­gan­da") zuge­schrie­ben, anstatt sys­tem­im­ma­nen­te Her­aus­for­de­run­gen anzuerkennen.

Zur Ätiologie und Frühdiagnostik der Ratio Confirmatoria (var. Steingartii)

Der Ver­fas­ser ver­weist auf eine bereits im Jah­re 2020 doku­men­tier­te Kasu­is­tik (Fall G.S.), wel­che die nun voll aus­ge­präg­te Sym­pto­ma­tik der selek­ti­ven Evi­denz-Sko­to­mi­sie­rung – nament­lich die patho­lo­gi­sche Negli­genz gegen­über umfang­rei­chen Still­le­gungs­da­ten bei gleich­zei­ti­ger Hyper­fo­kus­sie­rung auf ein­sei­ti­ge Zubau-Nar­ra­ti­ve ("Renais­sance") – exem­pla­risch vorwegnahm.

Klinisches Fazit: Der Ratio-resistente Patient

Die­se kom­ple­xe Sym­pto­ma­tik macht eine evi­denz­ba­sier­te Dis­kus­si­on über die tat­säch­li­che Rol­le der Atom­ener­gie im glo­ba­len Ener­gie­mix extrem schwie­rig und führt zu einer chro­ni­schen Des­in­for­ma­ti­ons­la­ge im öffent­li­chen Dis­kurs. Die Pro­gno­se für eine Spon­tan­hei­lung der R.c. gra­vis com­pli­ca­ta gilt als infaust; the­ra­peu­ti­sche Inter­ven­tio­nen erwei­sen sich oft als frus­tran und beschrän­ken sich meist auf psy­cho­edu­ka­ti­ve Maß­nah­men mit gerin­ger Com­pli­ance sei­tens der Betrof­fe­nen, was die Auf­recht­erhal­tung des patho­lo­gi­schen Zustands im Kol­lek­tiv wei­ter begünstigt.

Laut einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) soll zwischen 2020 bis Ende 2022 eine Machbarkeitsstudie zu einer deutsch-australischen Lieferkette für Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien erstellt werden. Im Klartext: die Bundesregierung hält den Import von Wasserstoff aus Australien immerhin für so sinnvoll, dass sie bereit ist, für diese Studie 1,5 Millionen Euro auszugeben.
Ich habe mich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Meine Ergebnisse und der aktuelle Stand der Technik in diesen Beitrag.

Tanker für flüssigen Wasserstoff (LH₂) - 3D Rendering.

Am 10. September 2020 veröffentlichte das BMBF eine Pressemitteilung, der zufolge Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sowie zwei Vertreter der australischen Regierung eine gemeinsame Absichtserklärung zur Durchführung einer Machbarkeitsstudie zu einer deutsch-australischen Lieferkette für Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien unterzeichnet haben. Das wirft zumindest bei mir einige Fragen auf, die ich versuche, in diesem Beitrag zu beantworten. Im einzelnen geht es um folgende Themen:

Die Randbedingungen

Um welche Mengen Wasserstoff geht es?

Zufällig bin ich auf eine korrespondierende Meldung im Sydney Morning Herald gestoßen, die erfreulicherweise ein paar konkrete Zahlen enthält. In dem Artikel heißt es:

Karliczek said Germany had identified a hydrogen demand of about 1000 TWh per year by 2030, which is equivalent to about 3 million tonnes.

Und weiter:

"Of this amount, 15 per cent is expected to be generated domestically, while the remaining amount will need to be imported," she said.

Wow, Moment mal!
Laut Umweltbundesamt beträgt der GESAMTE Endenergieverbrauch in Deutschland derzeit ca. 2.500 TWh pro Jahr. Der Anteil der Industrie daran: 736 TWh (in 2018).

Endenergieverbrauch Deutschland

Da scheinen 100 TWh Wasserstoff in 2030 eher realistisch zu sein als die genannten 1.000 TWh. Das bestätigt auch eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP. Gehen wir also davon aus, das es sich um einen Zitatfehler des Sydney Morning Herald handelt, vernachlässigen den in Deutschland hergestellten Anteil und rechnen der Einfachheit halber mit 100 TWh weiter. Wir nehmen außerdem an, dass die gesamte Menge aus Australien stammt. Das ist zwar unrealistisch, hilft aber bei der Veranschaulichung der Probleme.

Wie kann der Wasserstoff von Australien nach Deutschland transportiert werden?

Es liegt auf der Hand, dass der Transport aufgrund der Entfernung ausschließlich über den Seeweg erfolgen kann.

Eine Variante wäre, den Wasserstoff in verflüssigter Form zu transportieren, d.h. bei circa -253 ℃ als sogenanntes LH₂. Das schauen wir uns in diesem Beitrag genau an.

Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, Wasserstoff zu transportieren. Dazu gehört der Transport in Form von Ammoniak (NH₃), Methanol (CH3OH) oder gebunden an LOHC (Liquid Organic Hydrogen Carriers), eine organischen Substanz, die Wasserstoff chemisch bindet. Damit werde ich mich in nachfolgenden Beiträgen beschäftigen.

Transport als Flüssig-Wasserstoff (LH₂)

Die volumetrische Energiedichte von LH₂

Eine Variante wäre, den Wasserstoff in verflüssigter Form zu transportieren, d.h. bei circa -253 ℃ als sogenanntes LH₂.
Die volumetrische Energiedichte von LH₂ beträgt 2,36 kWh/l (Link). Zum Vergleich: Das ist etwa 40 Prozent gegenüber verflüssigtem Erdgas (LNG, 5,8 kWh/l), gegenüber Rohöl (10,9 kWh/l) sogar weniger als ein Viertel .

Die oben genannten 100 TWh entsprechen also etwas mehr als 42 Mio. m³ LH₂.

Angenommen wir würden den benötigten Wasserstoff komplett aus Australien importieren, lautet die nächste spannende Frage:

Wieviele LH₂-Tanker benötigen wir dafür?
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns zunächst mit in Frage kommenden Schiffsmodellen und der Reisedauer beschäftigen.

Welche LH₂-Tanker gibt es heute und in Zukunft?

LH₂-Tanker sind sehr neu. Genaugenommen gibt es gerade mal ein solches Schiff, die „Suiso Frontier“: Die Firma Kawasaki Heavy Industries (KHI) baut die Schiffe, die für den Transport von LH₂ zwischen Australien & Japan eingesetzt werden sollen. Hier eine Pressemeldung vom Baubeginn und hier eine entsprechende Präsentation von KHI. Darin finden wir auch die „Tank cargo capacity”, also die für die Fracht verfügbare Kapazität des Demo-Tankers: es sind 1.250 m3. Der Plan ist, die Kapazität auf 4.000 m³ zu erhöhen.

Update 30.12.2021: Am 24. Dezember 2021 hat das Schiff erstmalig Kobe (Japan) verlassen, beladen mit 75 t Wasserstoff in einem der beiden Tanks. In Hastings (Australien) soll das Schiff dann 2 t Wasserstoff aufnehmen, um das während der Überfahrt verloren gegangene Boil-Off-Gas zu ersetzen, um dann im späten Februar 2022 wieder in Kobe einzutreffen.

Ein anderes LH₂-Tankerkonzept stammt aus einer Zusammenarbeit zwischen Moss Maritime, Equinor, Wilhelmsen und DNV-GL. Die Kapazität hier: 9.000 m³. Das Schiff ist für eine maximale Reisedauer von 25 Tagen ausgelegt.

Ein weiteres Design, mit einer Frachtkapazität von 8.000 m³ stammt von ICE Marine Design.

Legen wir die 8.000 m³ zugrunde, müssten für die 100 TWh/a knapp 5.300(!) von diesen Tankern im Jahr In D ankommen, also knapp 15 am Tag. Es ist offensichtlich, dass das wenig sinnvoll ist. Suchen wir also weiter!

Die ambitiöseste Idee, die ich finden konnte, stammt ebenfalls von KHI (in dieser Präsentation, Folie 10): ein LH₂-Tanker mit einer Kapazität von 160.000 m³. Allerdings existiert von diesem Schiff bisher lediglich ein Rendering. Fertigstellung: frühestens 2025 (aus heutiger Sicht eher 2028). Selbst wenn wir diesen Typ zugrunde legen, benötigen wir 263 Schiffsankünfte pro Jahr, um die zu importierende Menge Wasserstoff zu transportieren.

Update 30.12.2021: Das Tanksystem (CCS = Cargo Containment System), d.h. ein 40.000 m³-Tank für sich, hat inzwischen ein „Approval in Principal“ (AiP) der Schiffsklassifikationsgesellschaft ClassNK erhalten. Darüber hinaus hat ClassNK bestätigt, dass das CCS den einschlägigen Sicherheitsbestimmungen für den Schiffstransport von LH₂ entspricht.
Kawasaki LH₂ Tanker 160.000 m³

Wie lange dauert die Überfahrt von Australien nach Deutschland?

Die mittlere Geschwindigkeit eines Tankers beträgt etwa 15 Knoten. Auf der Website searates.com kann man ausrechnen, wie lange eine Überfahrt von A nach B bei einer bestimmten Geschwindigkeit dauert. Von Australien (Gladstone Deepwater Port) nach Hamburg  sind das etwa 33 ½ Tage - ohne Liegezeit, versteht sich. Inklusive Liegezeit und Rückfahrt kann man also etwa von 70 Tagen für einen kompletten Umlauf ausgehen.

ausgehen. Das bedeutet, wir können ein Schiff erst am 66. Tag für die nächste Überfahrt neu beladen.
Somit benötigen wir ca. 50(!) dieser Schiffe - von denen, wohlgemerkt, noch nicht einmal ein konkretes Design existiert!

Man benötigt mindestens 50 LH₂-Tanker, von denen bis  heute nicht mehr als die Idee und ein Rendering existiert.

Letzteres ist auch nicht weiter überraschend: Die Technologie ist völlig neu, KHI will (muss) zunächst mal Erfahrungen mit dem oben beschriebenen Prototypen sammeln, um die Projektierung solcher Ozeanriesen in Angriff zu nehmen. Im Hinblick auf 2030 könnte das eng werden: Planung und Bau dauern bei einem Tanker dieser Größenordnung gerne mal 3-4 Jahre.

Energiebedarf für die Umwandlung von Wasserstoff in LH₂

Neben der beschriebenen logistischen Herausforderung gibt es durchaus noch weitere Faktoren, die zu berücksichtigen sind.
So wird beispielsweise allein für die Verflüssigung des Wasserstoffs knapp 1/3 der darin gespeicherten Energie benötigt (ergo: 30% Verluste, vgl. _A_review_of_hydrogen_liquefaction_current_situation_and_its_future). Die Hoffnung ist, dies im besten Fall zu halbieren.

Verluste durch Verdampfen während des Transports

Das auf - 253 ℃ heruntergekühlte LH₂ in einem Tank zu transportieren, muss man sich ungefähr so vorstellen, als wolle man eine Kugel Eis in einem auf 200 ℃ aufgeheizten Backofen aufbewahren. Wir müssen deshalb über das sogenannte „Boil-Off” sprechen.
Egal, wie gut die Tanks isoliert sind: Das LH₂ erwärmt sich. Ein Teil verdampft, wobei dieser sich ausdehnt. Damit der entstehende Überdruck nicht den Tank zum bersten bringt, muss man Wasserstoff ablassen. Theoretisch ist das nicht tragisch:  man könnte damit den Tanker antreiben. Aber: von den 100%, die man in Australien eingefüllt hat, kommt hier einiges gar nicht an. Das Ziel für den Verlust beträgt etwa 0.2%/Tag. Bei 30 Tagen Reisedauer also knapp 6%.

Mehrkosten im Vergleich zu Flüssiggas-Transporten

Seit vielen Jahren sind LNG-Tanker etabliert. LNG steht für „Liquid Natural Gas", also verflüssigtes Erdgas (CH₄).  LNG wird bei -160 ℃ transportiert. Da liegt - nach allem was wir bis hierher wissen - die Vermutung nahe, dass das „bei LH₂ schon so ähnlich sein wird”. Dem ist leider nicht so.
Beispielsweise sind Komponenten wie Ventile, Schläuche und Rohrleitungen, nicht unbedingt für den LH2-Transport geeignet: H₂-Moleküle sind kleiner als CH₄-Moleküle. Daher kann LH₂ durch durch Verbindungen oder Dichtungen entweichen, die LNG zurückhalten würden. Die meisten Komponenten wird man daher nicht verwenden können, was einen LH₂-Tanker gegenüber einem LNG-Tanker teurer macht.

Neben den Armaturen ist auch die Tankkonstruktion aufwändiger. So werden LNG-Tanks typischerweise mit 40 cm Isolierung versehen. Die Boil-Off-Rate beträgt dann etwa 0,2% pro Tag. Würde man LH₂ in den Tank einfüllen, würde man täglich 5% verlieren! Es braucht hier offensichtlich eine völlig andere Tankkonstruktion.
Ein mehrschichtiger Ansatz mit einem Vakuum zwischen der Innen- und Außenhülle wird bereits verwendet, um LH₂ und flüssiges Helium im industriellen Sektor kalt zu halten. Aber das findet an Land statt. Der Einsatz auf einem Schiff ist nochmal einen neue Herausforderung. Man wird abwarten müssen, ob und gegebenenfalls welche Probleme sich bei dem oben beschriebenen Demonstrationstanker einstellen, wenn dieser in Betrieb ist.

Kraftstoffverbrauch des Brennstoffzellenantriebs

Wir erinnern uns: LH₂ hat einen sehr niedrigen volumetrischen Energiegehalt. Daraus resultiert, dass man im Vergleich zu Schweröl oder Flüssiggas, mit dem solche Tanker aktuell angetrieben werden, ein Vielfaches des Treibstoff-Volumens benötigt. Auf Kurzstrecken, wenn also alle paar Tage nachgetankt werden kann, mag das eine untergeordnete Rolle spielen.
Auf einer Langstrecke sieht das jedoch anders aus: Für die beiden Überfahrten (2 x 12.481 n.m.) werden etwa 3.000 m³ LH₂ benötigt (0,025 kWh/n.m./dwt bei 11.200 t und einer Energiedichte von 2,359 kWh/l LH₂) - also knapp zwei Prozent der Ladung. Zumindest auf der Hinfahrt (also von Australien nach Deutschland) ist das gegenüber dem Boil-Off vernachlässigbar, sofern dieser für den Antrieb verwendet werden kann. Verbleiben also noch ein Prozent der Ladung, die als Treibstoff für die Rückfahrt benötigt wird.

Was sagen Experten zum Transport von flüssigem Wasserstoff?

Martin Hablutzel, Leiter für die Konzernstrategie bei Siemens Australien, ist überzeugt, das Australien als Wasserstoffproduzent für Deutschland wohl nicht infrage kommt, da Australien bevorzugt Asien (China, Japan, Südkorea und Singapur) damit beliefern wird.

Mein  Fazit

Der Transport von flüssigem Wasserstoff über Ozeane wurde noch nie zuvor durchgeführt. Die Entwicklung ist mit einem hohen Risiko behaftet. Der Transportweg einschließlich der anfallenden Umwandlungsverluste ist in jedem Fall sehr ineffizient.

Der Transport von flüssigem Wasserstoff über einen derart langen Seeweg birgt im Vergleich zur kontinentalen Produktion potenziell erhebliche Nachteile und Risiken.

Im Ergebnis kann ich hier keinen keinen Vorteil im Vergleich zur Herstellung von Wasserstoff beispielsweise in der Nordsee oder lokal bei industriellen Verbrauchern erkennen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Transport von flüssigem Wasserstoff über einen derart langen Seeweg birgt eher Nachteile und erhebliche Risiken.

Updates

30.12.2021: Die Suiso Frontier ist erstmalig ausgelaufen; dass 40.000 m³ Tanksystem von KHI hat eine eine prinzipielle Zulassung von ClassNK erhalten; übertriebene Schätzung beim Kraftstoffverbrauch korrigiert, bzw. durch transparente, überprüfbare Berechnung ersetzt; interessante Quellen hinzugefügt (s. u.)

Quellen / Weiterführende Literatur

BMBF (10.09.2020): Karliczek: Gemeinsam mit Australien für eine globale grüne Wasserstoffwirtschaft

BMBF (01.12.2020): Karliczek: Wichtiger Impuls für eine deutsch-australische „Wasserstoffbrücke“

Kawasaki Heavy to build first ocean-going liquid hydrogen tanker with demo in 2017; H2 for transport, industry, power in Japan (2013)

From LNG to Hydrogen? Pitfalls and Possibilities (August 2018)

Liquid Hydrogen: A Review on Liquefaction, Storage, Transportation, and Safety

Abdullah NFNR Alkhaledi, Suresh Sampath & Pericles Pilidis (2021) A hydrogen fuelled LH2 tanker ship design, Ships and Offshore Structures, DOI: 10.1080/17445302.2021.1935626

Linde Gas AT: Rechnen Sie mit Wasserstoff. Die Datentabelle.

Bännstrand, Maria & Jönsson, Anna & Von Knorring, Hannes & Karlsson, Roger. (2016). Study on the optimization of energy consumption as part of implementation of a ship energy efficiency management plan (SEEMP).

Lennie Klebanoff, Sandia National Laboratories (2019): On the Feasibility and Characteristics of Hydrogen Fuel-Cell Vessels

Nicht nur Nie­der­sach­sens Minis­ter­prä­si­dent Ste­phan Weil (SPD) ist „sehr unzu­frie­den mit der Ent­wick­lung bei den erneu­er­ba­ren Ener­gien“: Ich bin es auch! Eben­so wie ver­mut­lich vie­le ande­re Men­schen in Deutschland.

Wor­an das liegt? Zum einen sind wir dazu ver­dammt, ohn­mäch­tig dabei zuzu­schau­en, wie das von Peter Alt­mai­er (CDU) geführ­te BMWi die Ener­gie­wen­de ver­schleppt. Nicht genug damit: die dezen­tra­le Ener­gie­wen­de wird durch geeig­ne­te Maß­nah­men sogar aktiv ver­hin­dert!

Da ist es nicht wei­ter ver­wun­der­lich, wenn sich dies auch in mess­ba­ren Ergeb­nis­sen nie­der­schlägt, bei­spiels­wei­se im jähr­lich neu berech­ne­ten Kli­ma­schutz-Index (KSI), der einen Ver­gleich der Kli­ma­schutz­leis­tun­gen und Fort­schrit­te ein­zel­ner Län­der ermöglicht.

Klimaschutz-Index 2020 - Gesamtergebnis

Das Doku­ment beschei­nigt Deutsch­land „unein­heit­li­chen Leis­tun­gen in allen Kate­go­rien“ und man kommt des­halb zu einer „mäßi­gen Bewer­tung“.
In dem Bericht heißt es: „Die Treib­haus­gas­emis­sio­nen und der Ener­gie­ver­brauch pro Kopf blei­ben auf einem ver­gleichs­wei­se hohen Niveau und sin­ken nicht schnell genug, um das Land auf einen Emis­si­ons­pfad zu brin­gen, der für eine Begren­zung der Erd­er­wär­mung auf deut­lich unter 2°C not­wen­dig ist.

Wei­ter heißt es im Bericht: „Als Teil des Kli­ma­pa­kets hat die deut­sche Regie­rung 2019 ein Sys­tem zur CO2-Beprei­sung für 2021, Ver­bes­se­run­gen des öffent­li­chen Nah­ver­kehrs und ein Maß­nah­men­pa­ket zur Erhö­hung Erneu­er­ba­rer Ener­gien ange­kün­digt. Obwohl die Exper­tIn­nen die­se posi­ti­ven Signa­le hono­rie­ren, geben sie zu beden­ken, dass die Zie­le und vor­ge­se­he­nen Maß­nah­men noch nicht aus­rei­chen, um den not­wen­di­gen Bei­trag zu leis­ten die Erd­er­wär­mung auf deut­lich unter 2°C zu begren­zen. Die neu ange­kün­dig­ten Maß­nah­men rei­chen eben­falls nicht aus, um die Rück­schrit­te im Aus­bau der Erneu­er­ba­ren – ins­be­son­de­re bei der Wind­ener­gie im Bin­nen­land – aus­zu­glei­chen.

Klimaschutz: Keine Besserung in Sicht

Nun stammt das KSI-Doku­ment, aus dem ich zitiert habe, von Ende 2019. Ist inzwi­schen Bes­se­rung in Sicht?

Nein, das Gegen­teil ist der Fall: Der­zeit über­ho­len uns ande­re Län­der auf der gan­zen Welt  beim Kli­ma­schutz! Hier ein paar Mel­dun­gen der letz­ten Tage und Wochen:

Wohl­ge­merkt: Das sind ledig­lich eini­ge wahl­los her­aus­ge­grif­fe­ne Bei­spie­le für Umwelt- und Kli­ma­schutz­maß­nah­men, die in ver­schie­de­nen Län­dern unlängst ergrif­fen, bezie­hungs­wei­se beschlos­sen wur­den – was vor allem jene Zeit­ge­nos­sen Lügen straft, die nur all­zu ger­ne mit den Wor­ten "Ja, aber die ande­ren Län­der!" Fin­ger­poin­ting betreiben.

Und was macht Deutschland?

Immer­hin hat die Regie­rung es in die­sem Jahr geschafft, den 52-Giga­watt-Solar­de­ckel zu besei­ti­gen: Über einen ent­spre­chen­den Arti­kel im Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz (EEG, § 49)  ist die Höhe der Ein­spei­se­ver­gü­tung für Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen bis zu einer Anla­gen­grö­ße von 750 Kilo­watt gere­gelt. Bis­her redu­zier­te sich die­se Ver­gü­tung bei Errei­chen von 52 GW  instal­lier­ter Leis­tung auf Null.
Die Abschaf­fung des Deckels ist zwar ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Vor dem Hin­ter­grund der Sek­tor­kopp­lung ist aller­dings ein mas­si­ver Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien erfor­der­lich. Im Hin­blick auf Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen bestehen jedoch immer noch zahl­rei­che Hindernisse:

  • Der Aus­bau-Kor­ri­dor („atmen­der Deckel“) von der­zeit 2,5 GW muss auf min­des­tens 10 GW pro Jahr ange­ho­ben werden.
  • Damit ins­be­son­de­re auf 1-/2‑­Fa­mi­li­en-Häu­sern mög­lichst gro­ße PV-Anla­gen gebaut wer­den, muss die antei­li­ge EEG-Umla­ge auf selbst ver­brauch­ten Strom aus Anla­gen mit einer Leis­tung von mehr als zehn Kilo­watt abge­schafft wer­den. Die­se ist nach euro­päi­schen Recht ohne­hin für Anla­gen bis 30 kWp unzulässig.
  • Um den Zubau von Solar­parks zu beschleu­ni­gen, muss das jähr­li­che Aus­schrei­bungs­vo­lu­men  um ein Viel­fa­ches ange­ho­ben werden.
  • Um deut­lich mehr PV-Anla­gen auch auf die Dächer von Mehr­fa­mi­li­en­häu­sern zu bekom­men, muss das Mie­ter­strom­ge­setz ver­ein­facht wer­den: In sei­ner jet­zi­gen Form ver­hin­dert es näm­lich den Bau von PV-Anla­gen auf Immo­bi­li­en, bei denen der damit erzeug­te Strom von meh­re­ren Par­tei­en (Woh­nungs­ei­gen­tü­mer, Mie­ter) genutzt würde.

Ange­sichts die­ser vie­len offe­nen Bau­stel­len drängt sich die Fra­ge auf, ob und gege­be­nen­falls wel­che kon­kre­ten Vor­stel­lun­gen die Bun­des­re­gie­rung hin­sicht­lich der Ener­gie­wen­de hat.

Der konterkarierte Ausstieg von der Kohleverstromnung

Das Jahr 2020 hat im Hin­blick auf den Koh­le­aus­stieg bereits ganz schlecht begon­nen. So wur­de gleich im Janu­ar die Inbe­trieb­nah­me von Dat­teln IV, einem neu­en Koh­le­kraft­werk, beschlossen.

Kraftwerk Datteln IVDas neue Kraft­werk Dat­teln IV (Bild: Maschi­nen­jun­ge via Wiki­pe­dia)

Am kom­men­den Frei­tag soll nun das Gesetz zur Redu­zie­rung und zur Been­di­gung der Koh­le­ver­stro­mung und zur Ände­rung wei­te­rer Geset­ze beschlos­sen werden.

Mit dem Koh­le­EIN­stiegs­ge­setz wird die För­de­rung und Ver­stro­mung von Braun­koh­le für wei­te­re 18 Jah­re festgeschrieben!

Mit die­sem Gesetz wird – ent­ge­gen dem Geset­zes­ti­tel – ins­be­son­de­re die För­de­rung von Braun­koh­le und deren Ver­stro­mung für wei­te­re 18(!) Jah­re festgeschrieben!
Da über­rascht es nicht wei­ter, dass das Gesetz im Volks­mund inzwi­schen Koh­le­EIN­stiegs­ge­setz genannt wird.

Das alles zeigt, dass sich an der im KSI-Bericht beschrie­be­nen Situa­ti­on wohl auch in die­sem Jahr nichts ändern wird. Scha­de eigentlich!

Egal ob Wirt­schafts­ver­tre­ter, Popu­lis­ten oder angeb­li­che Institute/​ThinkTanks: Kli­ma­wan­del­leug­ner (bezie­hungs­wei­se Kli­ma­wan­del­skep­ti­ker) fin­den sich in allen drei genann­ten Grup­pen. Ent­we­der wird der men­schen­ge­mach­te Anteil am Kli­ma­wan­del kom­plett ver­leug­net oder min­des­tens angezweifelt. 
Wann und wie hat das eigent­lich Ein­zug in die fos­si­le Brenn­stoff­in­dus­trie gehalten?

Nur wer die Ver­gan­gen­heit kennt, hat eine Zukunft”

–Wil­helm von Hum­bold, 1767–1835

Ein Comic gibt die Antwort

Alex­and­re Magnin und Dr. Ben­ja­min Fran­ta sind die­ser Fra­ge nach­ge­gan­gen – und beant­wor­ten sie auf unter­halt­sa­me Weise!

Alex­and­re Magnin ist Nach­hal­tig­keits­be­ra­ter, Illus­tra­tor und Youtuber.
Ben Fran­ta hat an der Stan­ford Uni­ver­si­tät in ange­wand­ter Phy­sik pro­mo­viert. Sei­ne For­schung kon­zen­triert sich auf die Geschich­te der Kli­ma­wis­sen­schaft, Kli­ma­leug­nung und die Pro­du­zen­ten fos­si­ler Brennstoffe.

Gemein­sam erzäh­len die bei­den die Geschich­te des orga­ni­sier­ten Leug­nens des men­schen­ge­mach­ten Anteils am Kli­ma­wan­del, die in der US-ame­ri­ka­ni­schen Ölin­dus­trie ihren Anfang nahm.
Inhalt­lich kann man das alles nach­le­sen (zum Bei­spiel in die­sem Blog-Bei­trag) oder auch als Doku­men­tar­film anschau­en (Ori­gi­nal mit dt. Unter­ti­teln). Alex und Ben haben die Form eines Comics  gewählt (hier geht's zum Ori­gi­nal). Was ist der Sinn dahinter?

Ein hollywoodreifer Plot

Inhalt­lich geht es um skru­pel­lo­se Lob­by­is­ten, die seriö­se For­scher dif­fa­mie­ren und gezielt Falsch­in­for­ma­tio­nen in lan­cier­ten Medi­en­kam­pa­gnen glo­bal ver­brei­ten – also mehr oder weni­ger ein hol­ly­wood­rei­fer Plot, skan­dal­träch­tig und bestür­zend zugleich.

Das hat sich nie­mand aus­ge­dacht. Es geht um skan­dal­träch­ti­ge Ereig­nis­se, die tat­säch­lich statt­ge­fun­den haben!

Hier geht es aber nicht um die Ver­fil­mung einer fik­ti­ven Geschich­te, son­dern um tat­säch­li­che Bege­ben­hei­ten: die im Comic erwähn­ten mul­ti­na­tio­na­len Kon­zer­ne, Lob­by­is­ten und Wis­sen­schaft­ler gibt es tat­säch­lich. Die Lob­by­is­ten sind sogar heu­te noch aktiv! Übri­gens auch hier bei uns in Deutsch­land, wie die Recher­chen von CORRECTIV und Frontal21 bele­gen.

Eben­so wie die Ori­gi­nal-Autoren des Comics hal­te ich es daher für gebo­ten, die­se Machen­schaf­ten auf­zu­zei­gen, und dies in allen Medi­en (Print, Video, Audio) und auf allen Kanä­len (Buch, Film, Blog-Bei­trä­ge, Social Media, Pod­casts, …) zu ver­brei­ten – damit das hof­fent­lich irgend­wann ein Ende hat!

Das Macht­un­gleich­ge­wicht zwi­schen Kon­zern­lob­by­is­mus und Zivil­ge­sell­schaft muss besei­tigt werden!

Klimawandelskeptiker

Auch Joa­chim Ott (Stif­tung Euro­päi­sche Ener­gie­wen­de /​ EE Maga­zin) fand die­sen Comic toll und ent­wi­ckel­te die Idee zu einer deut­schen Ver­si­on. Die Umset­zung erfolg­te dann durch Klaus Mül­ler (Ener­gie­wen­de-Rocken) und mich. Das Ergeb­nis kann man hier bewun­dern.

An die­ser Stel­le könn­te der Bei­trag eigent­lich zu Ende sein.

Für den Fall, dass Du aber auch mal etwas über­set­zen musst, bezie­hungs­wei­se über­setzt haben möch­test (ja, ich bin käuf­lich!), fin­dest Du nach­fol­gen­de eini­ge hof­fent­lich hilf­rei­che Hin­wei­se und Erläu­te­run­gen zur Vor­ge­hens­wei­se in die­sem Projekt.

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Translation first!

Die Über­set­zung des Comics habe ich kom­plett über­nom­men. Was mich dazu befä­higt? In mei­nem „frü­he­ren Leben” als Ange­stell­ter war ich zeit­wei­se in M&A‑Projekte im Zusam­men­hang mit Unter­neh­men in den USA invol­viert. Von daher wür­de ich mein Eng­lisch durch­aus als "ver­trags­si­cher in Wort und Schrift" bezeichnen.
Zudem habe ich acht Jah­re in Süd­ost­asi­en gelebt und dort häu­fig in eng­li­scher Spra­che kom­mu­ni­ziert, teil­wei­se mit Mut­ter­sprach­lern. Ich weiß also, woher jemand kommt, wenn er aus „Oz” stammt und ken­ne – außer der Frucht – min­des­tens zwei wei­te­re Bedeu­tun­gen des Wor­tes „Kiwi”.

Fer­ner war ich vor eini­gen Mona­ten Teil des groß­ar­ti­gen Teams, wel­ches den beein­dru­cken­den Vor­trag des aus­tra­li­schen Kli­ma­wis­sen­schaft­ler Will Stef­fen für die Spä­te­re Voice-over-Syn­chro­ni­sa­ti­on über­setzt hat (hier zu sehen und zu hören). Das hat mir bei der Umset­zung des aktu­el­len Pro­jekts sehr geholfen.

Übersetzen

Jetzt kann es also los­ge­hen! Im ers­ten Schritt wird der zu über­set­zen­de Text in der Ori­gi­nal­spra­che (hier: eng­lisch) erfasst. Die­ser Vor­gang nennt sich „tran­skri­bie­ren”. Je nach Umfang kön­nen Scan­ner und OCR-Pro­gramm zum Ein­satz kom­men. Auf­grund des gerin­gen Umfangs und der im Ori­gi­nal ver­wen­de­ten Schrift, die erfah­rungs­ge­mäß Pro­ble­me bei der OCR-Erken­nung erwar­ten ließ, habe ich mich für eine manu­el­le Erfas­sung entschieden.

In jedem Fall ist es sinn­voll, den Text dabei in ein­zel­ne Abschnit­te zu unterteilen.
Da der vor­lie­gen­de Comic ein­zel­ne Sze­nen dar­stellt, war die Bil­dung ent­spre­chen­der Text­blö­cke mehr oder weni­ger vor­ge­ge­ben (beim Vor­trags­pro­jekt haben wir die gezeig­ten Prä­sen­ta­ti­ons­fo­li­en und die Video-Time­codes benutzt).

Ist das erst­mal erle­digt, geht es ans eigent­li­che Über­set­zen. Hilf­reich ist hier­bei für eine ers­te Nähe­rung der deut­sche Online-Über­set­zungs­dienst DeepL.

Das ent­bin­det den Über­set­zer (also mich) aber kei­nes­falls davon, die­ses ers­te Ergeb­nis zu prü­fen und zu über­ar­bei­ten! Kein Über­set­zungs­pro­gramm ist per­fekt: Es gibt zahl­rei­che Fall­stri­cke zu beach­ten, von denen wir uns eini­ge nach­fol­gend anschauen.

Ein Über­set­zungs­pro­gramm ist hilf­reich, ersetzt (der­zeit) aber kei­nen mensch­li­chen Übersetzer

Begin­nen wir mit dem Kon­text, also der Fra­ge "Was genau woll­te der Autor des Ori­gi­nals mit einem bestimm­ten Satz aus­drü­cken?". Auf­grund von sti­lis­ti­schen Ele­men­ten (Sar­kas­mus, Iro­nie, Wort­spiel,  …) kann es pas­sie­ren, dass eine wört­li­che Über­set­zung sinn­ent­stel­lend wirkt.

Ein wei­te­res belieb­tes Fett­näpf­chen sind Fach­ter­mi­ni: man muss das jewei­li­ge Fach (oder die Fächer, im vor­lie­gen­den Fall: Kli­ma­wis­sen­schaft und Busi­ness Admi­nis­tra­ti­on) beherr­schen, also die Fach­be­grif­fe ken­nen. Das natür­lich in bei­den Spra­chen. Ein Anglis­tik-Stu­di­um allein hilft da nicht unbe­dingt weiter.

Zudem exis­tiert das wei­te Feld eng­li­scher Sprich­wör­ter. Die muss man eben­falls ken­nen, sonst droht Rat­lo­sig­keit: Eine wört­li­che Über­set­zung ergibt auch hier oft kei­nen Sinn.
In der Pra­xis ver­wen­det man ein­fach das deut­sche Pen­dant. Bei­spie­le gefällig?

Mit „As thick as a brick” ist kein dicker Stein gemeint, son­dern wenn jemand "dumm wie Boh­nen­stroh" ist. In der eng­li­schen Spra­che schlägt man eben nicht „zwei Flie­gen mit einer Klap­pe”, son­dern zwei Vögel mit einem Stein („kill two birds with one stone").
Die letzt­ge­nann­te Rede­wen­dung wird übri­gens von DeepL kor­rekt über­setzt, die ers­te dage­gen wört­lich (also falsch).

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Jetzt wird es ernst!

Ist man erst­mal mit der Über­set­zung durch, geht es ans Ein­ge­mach­te: In aller Regel hat man näm­lich nun ein „Platz­pro­blem”!
Dazu muss man wis­sen, dass For­mu­lie­run­gen in deut­scher Spra­che häu­fig län­ger sind als das eng­li­sche Pen­dant. Für die­je­ni­gen, die Eng­lisch grund­le­gend beherr­schen: ver­sucht mal "The­re are doubts on cli­ma­te chan­ge sci­ence" ins Deut­sche zu über­set­zen – und zwar ohne dafür nen­nens­wert mehr Buch­sta­ben als im eng­li­schen Ori­gi­nal zu benö­ti­gen. Es ist schlicht­weg unmöglich!

Wenn ich einen Brief über­set­ze, mag das tole­rier­bar sein: Dann wird der Brief in deut­scher Spra­che halt ein wenig länger.
Anders sieht es natür­lich bei vor­ge­ge­be­ner Grö­ße (bei­spiels­wei­se von Sprech­bla­sen, wie im vor­lie­gen­den Pro­jekt) oder begrenz­ter Sprech­dau­er (wie bei einer Voice-over-Syn­chro­ni­sa­ti­on) aus.
„Klei­ner schrei­ben", bezie­hungs­wei­se „schnel­ler spre­chen” funk­tio­niert nur in gewis­sen Gren­zen. Dar­über hin­aus hilft dann nur beherz­tes Kür­zen – natür­lich kei­nes­falls sinn­ent­stel­lend! Hier kommt dem Über­set­zer also eine gro­ße Ver­ant­wor­tung zu.

Das Finale: die grafische Bearbeitung

Ist der Text erst­mal über­setzt, geht es an die Bear­bei­tung der Medi­en. Hier­bei sind zwei Fäl­le zu unterschieden:

  • Hat man die Ori­gi­nal­da­tei­en (mit zu über­set­zen­den Tex­ten in einem sepa­ra­ten Lay­er) vor­lie­gen, ersetzt man ein­fach den Ori­gi­nal­text durch die Über­set­zung – und hofft, dass es gra­fisch "passt". Falls nicht, muss man halt Anpas­sun­gen vor­neh­men (Schrift­grö­ße, Zei­chen-/Wort­ab­stand, …).
  • Ohne Ori­gi­nal-Datei­en (wie bei unse­rem Pro­jekt), ent­fernt man im ers­ten Schritt jeg­li­che Schrift aus den vor­lie­gen­den Gra­fi­ken. Der vor­han­de­ne Text wird also mit der jewei­li­gen Hin­ter­grund­far­be „über­malt”.
    Anschlie­ßend wird die Ebe­ne mit der nun „text­lo­sen” Gra­fik fixiert und dar­über eine neue Ebe­ne für den Text ein­ge­fügt. In der soeben erstell­ten Ebe­ne erstellt man dann Text­blö­cke ent­spre­chend den zuvor erstell­ten Über­set­zungs­blö­cken. Die­se wer­den im letz­ten Arbeits­gang noch ent­spre­chend dem Bedarf formatiert.

Nach Abschluss der Arbei­ten steht einer Ver­wen­dung im Ziel­me­di­um, zum Bei­spiel auf einer Web­sei­te, nichts mehr im Wege!

Klimaleugner Klimaskeptiker: 1988

 

Vor weni­gen Tagen hat Gabor Stein­gart sei­ne Mei­nung zum The­ma Kern­ener­gie verbreitet.
Ich habe mir Stein­garts Bei­trag durch­ge­le­sen und lie­fe­re hier eini­ge wich­ti­ge, ergän­zen­de Tat­sa­chen. Damit sich dann jeder nach Kennt­nis ALLER Fak­ten eine eige­ne Mei­nung bil­den kann.

Wei­ter­le­sen

Der­zeit wird ja aller­orts vor der angeb­lich dro­hen­den Black­out-Gefahr gewarnt. In die­sem Zusam­men­hang ist auch ger­ne von der „geschei­ter­ten Ener­gie­wen­de“ die Rede und der deut­sche Atom­aus­stieg wird wie­der thematisiert.

Auch Roland Tichy, Grün­der der neu­rech­ten Platt­form Tichys Ein­blick, dis­ku­tiert in einer Fol­ge sei­nes Talk-For­mats Tichys Aus­blick Talk („Ener­gie­wen­de aus­ge­träumt – droht jetzt der Black­out?“) mit sei­nen Gäs­ten über all die­se Themen.
Ich habe mir das des­halb ange­schaut und räu­me nach­fol­gend mit eini­gen der in die­sem Video bespro­che­nen Nar­ra­ti­ve auf, die auch an ande­ren Stel­len ger­ne pro­pa­giert werden.

Das in allen Talk-Sen­dun­gen von Tichy gewähl­te Set­ting (in einer Hotel-Suite) hat für mich rein optisch immer etwas von einem kon­spi­ra­ti­ven Tref­fen. Also im Sin­ne von einer Knei­pe, in der im Hin­ter­zim­mer irgend­wel­che Kun­ge­lei­en ablau­fen – und wir Zuschau­er dür­fen exklu­siv Zeu­gen sein. Wer sich selbst ein Bild machen möch­te: am Ende des Bei­trags befin­det sich der Link zum Video. Für das Text­ver­ständ­nis ist das jedoch unwich­tig. Man muss sich das also nicht zwin­gend anschauen.

Die­ser Bei­trag behan­delt fol­gen­de The­men und Fra­ge­stel­lun­gen, die auch in der Sen­dung ange­spro­chen werden:

Tichys Gäste

Wie immer, stellt Roland Tichy zunächst die Gäs­te der jewei­li­gen Sen­dung vor. Wer sitzt da also mit am Tisch?

Prof. Dr. Fritz Vah­ren­holt war Umwelt­se­na­tor in Ham­burg, wech­sel­te dann in die Ener­gie­wirt­schaft (zuerst zur deut­schen Toch­ter des Öl- und Gas­kon­zerns Shell, dann als Vor­stands­chef zu einem Wind­kraft­an­la­gen-Her­stel­ler, zuletzt zur Öko­strom­spar­te von RWE). Danach mach­te er einen selt­sa­men Wan­del zum Kli­ma­fak­ten­leug­ner durch.
Tichy weist im Rah­men von Vah­ren­holts Vor­stel­lung dar­auf hin, dass Vah­ren­holt „die deut­sche Wild­tier­stif­tung groß gemacht hat“.
Was Tichy nicht sagt, rei­che ich der Voll­stän­dig­keit hal­ber an die­ser Stel­le nach: eben­die­se Wild­tier­stif­tung hat sich 2019 von Vah­ren­holt getrennt, wegen „unter­schied­li­cher Vor­stel­lun­gen über die Posi­tio­nie­rung der Stif­tung in der aktu­el­len kli­ma­po­li­ti­schen Dis­kus­si­on“. Nunja…

Albert Duin ist Unter­neh­mer, FDP-Poli­ti­ker und seit Okto­ber 2018 baye­ri­scher Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter. Er ist außer­dem Mit­glied von Nukle­a­ria e. V. Der Ver­ein pro­pa­giert die Nut­zung der Atom­ener­gie als wesent­li­chen Bestand­teil der Ener­gie­ver­sor­gung, da er Erneu­er­ba­re Ener­gien als nicht aus­rei­chend und unzu­ver­läs­sig ansieht. Er arbei­tet auf eine Revi­son des Atom­aus­stiegs hin, damit der Bau und Betrieb neu­er Reak­to­ren mög­lich wird.

Frank Hen­ning, Diplom­in­ge­nieur für Kraft­werks­an­la­gen und Ener­gie­um­wand­lung, war vie­le Jah­re in Koh­le­kraft­wer­ken eines gro­ßen Ver­sor­gers beschäf­tigt (u. A. Jänsch­wal­de) und schreibt heu­te Bücher (Dun­kel­flau­te", ) und auch für Tichys Ein­blick, zum Bei­spiel die Serie "ABC des Ener­gie­wen­de- und Grün­sprech". Was er von der Par­tei DIE GRÜNEN und der Ener­gie­wen­de im Spe­zi­el­len hält, dürf­te damit klar sein.

Zwi­schen den Gäs­ten ent­wi­ckelt sich – von Tichy mode­riert – ein Gespräch auf Stamm­tisch-Niveau: da wer­den mun­ter Anek­do­ten, Fak­ten und Fik­ti­on ver­mischt und unbe­leg­te Tat­sa­chen­be­haup­ten in den Raum gestellt.
Da es sich um ein You­Tube-For­mat han­delt, wäre es für Tichy ein leich­tes, ein Facts­heet mit­zu­lie­fern, wie zum Bei­spiel der Video-Blog­ger Rezo das macht. Aber das ist wohl aus gutem Grund nicht gewollt, denn dann wür­den schnell die Umge­reimt­hei­ten bei den Gesprächs­in­hal­ten offensichtlich.
Macht aber nix: ich rei­che das hier­mit ger­ne nach.

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie

Vah­ren­holt ist ange­sichts stei­gen­der Ener­gie­prei­se besorgt um die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der mit­tel­stän­di­schen und der ener­gie­in­ten­si­ven Indus­trie. Er stellt fest, dass es für Roh­stof­fe wie Kup­fer, Stahl und Alu­mi­ni­um einen Welt­markt­preis gibt und sieht ein Pro­blem wegen der aktu­el­len Ener­gie­preis­stei­ge­run­gen hier­zu­lan­de. Als Begrün­dung führt er die der­zei­ti­ge Ver­drei­fa­chung des Gas­prei­ses an (Hal­lo? Ist das etwa kein Welt­markt­preis?) sowie den „dra­ma­ti­schen Anstieg des CO₂-Prei­ses“ (gemeint ist hier der Preis für EU-ETS-Zertifikate).
Uner­wähnt lässt er aller­dings den am 14. Juli 2021 von der EU beschlos­se­nen und ab 2026 gül­ti­gen Mecha­nis­mus zur Anpas­sung der CO2-Gren­ze, den „Car­bon Bor­der Adjus­t­ment Mecha­nism“ (CBAM). Der CBAM wird den CO2-Preis zwi­schen ein­hei­mi­schen Pro­duk­ten und Impor­ten anglei­chen und sicher­stel­len, dass die Kli­ma­zie­le der EU nicht durch Pro­duk­ti­ons­ver­la­ge­run­gen in Län­der mit weni­ger ehr­gei­zi­ger Poli­tik unter­gra­ben werden.
Vah­ren­holts Sor­gen sind also höchs­tens von tem­po­rä­rer Natur, denn die Lösung ist sei­tens der EU bereits beschlossen.

Steht uns ein „Klima-Lockdown“ bevor?

Im Anschluss kommt Vah­ren­holt auf das „außer­or­dent­lich schwa­che Wind­jahr“ zu sprechen.
Er erwar­tet, dass es vor dem Hin­ter­grund der bevor­ste­hen­den Abschal­tun­gen von Koh­le- und Kern­kraft­werk zu einer „Strom­man­gel­wirt­schaft“ kommt und zu „Abschal­tun­gen, weil es nicht zu jeder Zeit Ver­sor­gungs­si­cher­heit geben kann“. Die Argu­men­ta­ti­ons­li­nie gip­felt dann in einem auf­ge­reg­ten „Kli­ma-Lock­down“. Aber wie rea­lis­tisch ist das?

Die Pro­g­nos AG beant­wor­tet die­se Fra­ge in der Kurz­stu­die Kli­ma­neu­tra­li­tät und Ver­sor­gungs­si­cher­heit im Strom­markt. Das Fazit der Kurz­stu­die lautet:

Die Sze­na­ri­en von KNDE [Anm.: Stu­die Kli­ma­neu­tra­les Deutsch­land] wei­sen bis 2030 und dar­über hin­aus eine hohe Ver­sor­gungs­si­cher­heit auf dem Strom­markt auf. Dies geht zum einen aus den Strom­markt­mo­del­lie­run­gen von Pro­g­nos AG her­vor. Zum ande­ren geht dies eben­falls aus einem Ver­gleich der Ein­gangs­pa­ra­me­ter mit der detail­lier­ten Unter­su­chung von r2b et al (2019) hin­sicht­lich der Ver­sor­gungs­si­cher­heit auf dem Strom­markt her­vor. Die Ver­sor­gungs­si­cher­heit auf dem Strom­markt wird bei einem ambi­tio­nier­ten Ener­gie­wen­de-Sze­na­rio ins­be­son­de­re durch eine Fle­xi­bi­li­sie­rung der Nach­fra­ge über neue Strom­ver­brau­cher, das hohe Maß an euro­päi­schen Aus­tausch­ka­pa­zi­tä­ten sowie durch den Auf­bau regel­ba­rer Kraft­werks­leis­tung ermöglicht.

Kurz­um: Es gibt kein Pro­blem, sofern die neue Regie­rung für Demand Side Manage­ment (DSM), euro­päi­sche Aus­tausch­ka­pa­zi­tä­ten und regel­ba­rer Kraft­werks­leis­tung sorgt (und natür­lich den Aus­bau Erneu­er­ba­rer Ener­gien beschleu­nigt). Was übri­gens die bis­he­ri­ge Regie­rung bereits hät­te machen können!

Wenn man im Hin­blick auf die­se Zukunft von regel­ba­rer Kraft­werks­leis­tung spricht, geht es regel­mä­ßig um Gas­kraft­wer­ke – egal, ob die­se nun mit Bio­gas, Erd­gas, bezie­hungs­wei­se spä­ter mit Was­ser­stoff betrie­ben wer­den. Da im wei­te­ren Ver­lauf der Dis­kus­si­ons­run­de der Preis­aspekt ange­spro­chen wird, sei bereits an die­ser Stel­le ange­merkt, dass auch das kein Pro­blem dar­stellt: füh­ren­de Exper­ten auf dem Gebiet (Prof. Huber, TU Mün­chen und Mar­co Wünsch von der Pro­g­nos AG) sind sich einig, dass die Kos­ten für ent­spre­chen­de „Gas-Pea­k­er“, also Gas-Kraft­wer­ke, die nur in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen lau­fen, umge­legt auf die Kilo­watt­stun­de Strom 0,5 Cent nicht übersteigen:

Verfügbarkeit von Kernkraftwerken

Kom­men wir zum nächs­ten High­light: Albert Duin und die Kern­kraft, ins­be­son­de­re deren Ver­füg­bar­keit. Klar, als Nukle­a­ria-Mit­glied (war­um schrei­tet er eigent­lich nicht ein, als Tichy sich abfäl­lig über Nukle­a­ria äußert?) muss er natür­lich das The­ma Ver­füg­bar­keit, bezie­hungs­wei­se Voll­last­stun­den pro Jahr bringen.
Unter ande­rem das von ihm ange­führ­te „biss­chen Reno­vie­rung und biss­chen Ser­vice­zei­ten“ sorgt aller­dings dafür, dass die deut­schen Kern­kraft­wer­ke eine Ver­füg­bar­keit von weni­ger als 90% haben, resul­tie­rend in 7.700 Voll­last­stun­den pro Jahr (Zah­len aus 2018) statt der maxi­mal mög­li­chen und im Bei­trag genann­ten 8.760 Stunden.

Hier eine ent­spre­chen­de gra­fi­sche Dar­stel­lung (Quel­le: DIW):

Hin­zu kommt: Zuneh­men­de Hit­ze­som­mer mit dar­aus fol­gen­den nied­ri­gen Fluss­pe­geln und zu war­mes Fluss­was­ser haben bereits in der Ver­gan­gen­heit dazu geführt, dass Kern­kraft­wer­ke in Ihrer Leis­tung gedros­selt oder sogar kom­plett abge­schal­tet wer­den muss­ten.  Die abseh­ba­ren Ent­wick­lun­gen wer­den zukünf­tig die Ver­füg­bar­keit und Leis­tung deut­scher Kern­kraft­wer­ke wei­ter redu­zie­ren.

Ein wei­te­res Pro­blem ist das zuneh­men­de Alter der ver­blie­be­nen deut­schen Mei­ler. Die­ses redu­ziert nicht nur die Ver­füg­bar­keit, son­dern sorgt auch für ein erhöh­tes Sicher­heits­ri­si­ko. Ein Beleg dafür sind etwa die Pro­ble­me mit den Dampf­erzeu­ger­heiz­roh­ren im Kern­kraft­werk Neckar­west­heim.

Kurz­um: Die Ver­füg­bar­keit der ver­blie­be­nen deut­schen Kern­kraft­wer­ke ist lan­ge nicht so hoch, wie Albert Duin sug­ge­rie­ren möch­te und wür­de zukünf­tig aus ver­schie­de­nen Grün­den wei­ter abnehmen.

Sagt der IPCC wirklich „Deutschland braucht Kernenergie“?

Es folgt der Auf­tritt von Frank Hen­ning: Nach­dem er der Poli­tik eine „beson­de­re Form der Rea­li­täts­ver­wei­ge­rung“ unter­stellt, bringt er in die­ser Run­de die Spra­che auf den IPCC, also den Welt­kli­ma­rat. Es wird auch in die­ser Run­de das Argu­ment bemüht „Der IPCC sagt, wir brau­chen Kernenergie“.
Gefühlt höre ich das zum 100. mal. Aber auch, wenn man eine Lüge hun­dert Mal wie­der­holt, wird sie davon nicht wahr!

Es geht um den Bericht AR5 Cli­ma­te Chan­ge 2014: Miti­ga­ti­on of Cli­ma­te Chan­ge, Kapi­tel 7 (2014) und den in 2018 erschie­ne­nen Son­der­be­richt über 1,5 °C glo­ba­le Erwär­mung (SR1.5), Kapi­tel 2. Kon­kret geht es dar­um, wie die Emis­sio­nen bis Mit­te des Jahr­hun­derts auf Null gesenkt wer­den können.
Hier wird von Atom­kraft-Befür­wor­tern regel­mä­ßig eine Gra­fik und Text­pas­sa­gen ins Spiel gebracht, die angeb­lich auf­zei­gen sol­len, dass "in allen Sze­na­ri­en Kern­kraft aus­ge­baut wird". Genau das ist aber nicht der Fall!
Eine ent­spre­chen­de Text­pas­sa­ge (aus SR 1.5) lau­tet wie folgt:

Nuclear power increa­ses its share in most 1.5°C pathways with no or limi­t­ed over­shoot by 2050, but in some pathways both the abso­lu­te capa­ci­ty and share of power from nuclear gene­ra­tors decrease (Table 2.15). The­re are lar­ge dif­fe­ren­ces in nuclear power bet­ween models and across pathways (Kim et al., 2014; Rogelj et al., 2018). One of the reasons for this varia­ti­on is that the future deploy­ment of nuclear can be cons­trai­ned by socie­tal pre­fe­ren­ces assu­med in nar­ra­ti­ves under­ly­ing the pathways (O’Neill et al., 2017; van Vuuren et al., 2017b). Some 1.5°C pathways with no or limi­t­ed over­shoot no lon­ger see a role for nuclear fis­si­on by the end of the cen­tu­ry, while others pro­ject about 95 EJ yr−1 of nuclear power in 2100 (Figu­re 2.15).

Über­setzt bedeu­tet das, dass die meis­ten Ent­wick­lungs­pfa­de zu einem Aus­bau der Kern­ener­gie füh­ren, man­che jedoch zu einer Abnah­me. Als einer der Grün­de wer­den "gesell­schaft­li­che Prä­fe­ren­zen" angegeben.
Inter­es­sant ist auch noch der Hin­weis, dass in man­chen Ent­wick­lungs­pfa­de gegen Ende des Jahr­hun­derts gar kei­ne Kern­spal­tung mehr vorkommt.

Zu beach­ten ist fer­ner, dass es sich bei den IPCC-Sze­na­ri­en immer um eine glo­ba­le Betrach­tung han­delt, also über alle Län­der hin­weg. Offen­sicht­lich haben sich man­che Län­der für den Ein­satz von Kern­kraft ent­schie­den, ande­re dage­gen (dar­un­ter auch Deutsch­land). Bei­des wider­spricht nicht den Aus­sa­gen des IPCC. Wer das also vor­sätz­lich kon­stru­ie­ren will,… führt gewiss etwas im Schilde!

Der IPCC for­dert an kei­ner Stel­le, dass Deutsch­land an Kern­ener­gie fest­hal­ten oder gar Kern­kraft­wer­ke bau­en muss.

Nordstream II „um Deutschland herumführen“?

Nun geht es etwas the­ma­tisch durch­ein­an­der, ich ver­su­che das mal zu sortieren.
Zunächst stellt Vah­ren­holt die The­se in den Raum, dass man die Erd­gas-Pipe­line Nord­stream II um Deutsch­land her­um­füh­ren müs­se, wenn man in Deutsch­land kein Erd­gas nut­zen will – was offen­sicht­lich völ­li­ger Quatsch ist.
Fer­ner pos­tu­liert er, dass wir „mit dem Ver­bren­nen des gesam­ten Gases die­ser Pipe­line 100 Mio. Ton­nen CO₂ pro­du­zie­ren“ wür­den. Das Pro­blem dar­an: nie­mand will das! Das Gas aus Nord­stream II wür­de viel­mehr an Ver­brau­cher in ganz Euro­pa geliefert.

CO₂-Abscheidung ist in Deutschland verboten – und das aus gutem Grund!

Vah­ren­holt möch­te CCS (Car­bon Cap­tu­re & Sto­rage, Koh­len­stoff­ab­schei­dung und ‑spei­che­rung) in fos­si­le Kraft­wer­ke ein­bau­en. Das ist jedoch aus meh­re­ren Grün­den nicht sinnvoll.
Zum einen dient die­se Tech­no­lo­gie der Ver­län­ge­rung der Nut­zung fos­si­ler Brenn­stof­fe, was aus offen­sicht­li­chen Grün­den nicht sinn­voll ist: wir müs­sen davon kom­plett weg!
Ande­rer­seits lässt sich damit laut Wis­sen­schaft­lern eine Abschei­dungs­ra­te von 65–80 Pro­zent errei­chen. CCS in fos­si­len Kraft­wer­ken bedeu­tet also nicht, dass die gesam­ten CO₂-Emis­sio­nen abge­schie­den werden.

Im Übri­gen ist die CCS-Tech­no­lo­gie auch nicht aus­ge­reift. Das kann man sehr schön beim Gor­gon-Pro­jekt in Aus­tra­li­en sehen: Als Che­vron die Geneh­mi­gung für sei­ne 54 Mil­li­ar­den Dol­lar teu­re Gor­gon-Flüs­sig­gas­an­la­ge erhielt, ver­sprach das Unter­neh­men, 100 Mil­lio­nen Ton­nen Treib­haus­gas­emis­sio­nen in einer der welt­weit größ­ten CCS-Anla­gen zu speichern.
5 Jah­re spä­ter, im Juli 2021, muss­te Che­vron, das Gor­gon zusam­men mit Exxon­Mo­bil, Roy­al Dutch Shell und einer Rei­he japa­ni­scher Kon­zer­ne betreibt, ein­ge­ste­hen, dass es die Anfor­de­run­gen, 80 Pro­zent der in den ers­ten fünf Betriebs­jah­ren anfal­len­den Emis­sio­nen weg­zu­sper­ren, nicht erfüllt hat.
Che­vron mach­te tech­ni­sche Her­aus­for­de­run­gen und eine drei­jäh­ri­ge Ver­zö­ge­rung der CCS-Ope­ra­tio­nen ver­ant­wort­lich, erklär­te jedoch, dass das Unter­neh­men mit der Injek­ti­on von 5 Mio. Ton­nen CO2-Äqui­va­lent in rie­si­ge Sand­stein­be­cken unter Bar­row Island vor West­aus­tra­li­en seit 2019 einen „bedeu­ten­den Mei­len­stein“ erreicht habe.

Noch ein paar Wor­te zum Ein­satz in Deutsch­land: CCS wer­den wir in der Zukunft in nicht oder nur schwer dekar­bo­ni­sier­ba­ren Berei­chen (Müll­ver­bren­nung, Zement, Che­mie) gewiss brau­chen. Da die Tech­no­lo­gie aber auch Ener­gie benö­tigt, ist es sinn­voll, die­se erst dann ein­zu­set­zen, wenn die Strom­erzeu­gung nahe­zu voll­stän­dig dekar­bo­ni­siert ist.

Wei­te­re aus­führ­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma sind auf die­ser Sei­te des Umwelt­bun­des­am­tes zu finden.

Inter­es­sant ist in die­sem Zusam­men­hang auch das Umwelt­gut­ach­ten 2020 des Sach­ver­stän­di­gen­rats für Umwelt­fra­gen (Umwelt­rat), in dem ver­schie­de­ne Ver­fah­ren zur Erzie­lung nega­ti­ver Emis­sio­nen aus­führ­lich dis­ku­tiert wer­den (S. 62ff.):

SRU - CCS

CCS ist also der­zeit aus gutem Grund ver­bo­ten. Die Tech­no­lo­gie kann jedoch mög­li­cher­wei­se zu einem spä­te­ren Zeit­punkt sinn­voll sein.

Vahrenholt versteht den CO₂-Preis nicht

Vah­ren­holt kon­sta­tiert, dass sich bei einem CO₂-Preis von 195 €/​t der Strom­preis ver­drei­facht. Das ist völ­li­ger Quatsch!
Der deut­sche Strom­preis ist aus­schließ­lich von Zer­ti­fi­ka­ten des EU-ETS abhän­gig. Der Preis für ein sol­ches Zer­ti­fi­kat liegt der­zeit (Mit­te Okto­ber) bei ca. 60 Euro (Quel­le). Bis hier­her liegt Vah­ren­holt also richtig.
Wenn aber laut Vah­ren­holt „DIE GRÜNEN und Frau Neu­bau­er 195 Euro pro Ton­ne CO₂“ for­dern (Wo tun sie das? Ich kann jeden­falls kei­ne Quel­le dafür fin­den!), kann sich das nur auf den natio­na­len Zer­ti­fi­ka­te­han­del bezie­hen. Denn nur hier wird der Zer­ti­fi­kats­preis von der Bun­des­po­li­tik bestimmt. Der natio­na­len Zer­ti­fi­ka­te­han­del ist im Brenn­stoff­emis­si­ons­han­dels­ge­setz  (BEHG) gere­gelt und betrifft Emis­sio­nen, die eben nicht dem euro­päi­schen Emis­si­ons­han­del unter­lie­gen. Und damit hat er auch kei­ner­lei Ein­fluss auf den Strompreis!
Das Umwelt­mi­nis­te­ri­um erklärt es so:

Der im Janu­ar 2021 neu in Kraft getre­te­ne natio­na­le Zer­ti­fi­ka­te­han­del umfasst grund­sätz­lich alle in Ver­kehr gebrach­ten fos­si­len Brenn­stof­fe, also vor allem Ben­zin, Die­sel, Heiz­öl und Erd­gas. Der CO2-Preis betrifft somit ins­be­son­de­re die Berei­che Wär­me (Gebäu­de) und Ver­kehr. Für gro­ße Tei­le der Indus­trie und die Ener­gie­wirt­schaft gibt es mit dem Euro­päi­schen Emis­si­ons­han­del (EU-ETS) bereits einen Preis für den Aus­stoß von CO2. Die vom ETS umfass­ten Unter­neh­men sind folg­lich vom natio­na­len Zer­ti­fi­ka­te­han­del nicht betroffen.

Will man Emis­sio­nen wirk­lich ver­ur­sa­cher­ge­recht beprei­sen (und was soll­te bit­te­s­ehr dage­gen spre­chen?), sind die von Vah­ren­holt genann­ten 195 €/​t übri­gens noch deut­lich zu wenig: Rea­lis­tisch erscheint laut Umwelt­bun­des­amt ein Preis in Höhe von 680 €/​t.

Ein wei­te­rer Aspekt, den Vah­ren­holt geflis­sent­lich ver­schweigt: die meis­ten Par­tei­en, die einen höhe­ren CO2-Preis for­dern, for­dern gleich­zei­tig ein Klimageld/​eine Kli­ma­prä­mie. Das bedeu­tet, dass ein­ge­nom­me­ne Geld wird wie­der aus­ge­schüt­tet, und zwar pau­schal pro Kopf. Dadurch möch­te man gera­de die von Vah­ren­holt ange­pran­ger­ten Zumu­tun­gen an Arbeit­neh­mer und Bür­ger ver­mei­den, sofern deren Emis­sio­nen auf einem nor­ma­len Niveau lie­gen: Wer wenig emit­tiert, bekommt etwas her­aus. Wer viel emit­tiert, zahlt drauf.

Der EU-ETS-Zer­ti­fi­ka­te­han­del und der natio­na­le CO₂-Zer­ti­fi­ka­te­han­del sind zwei völ­lig unter­schied­li­che Sys­te­me und völ­lig unab­hän­gig voneinander.

Verfehlte Energiepolitik

Es wäre lus­tig, wenn es nicht so trau­rig wäre! Was ich mei­ne: das Jam­mern, dass Koh­le­kraft­wer­ke nach dem Kern­ener­gie­aus­stieg wei­ter­be­trie­ben wer­den. Wo waren denn die­se Stim­men, als die Gro­ße Koali­ti­on aus CDU und SPD ab 2011 beim Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien mas­siv auf die Brem­se getre­ten haben? Dabei ging es doch letzt­end­lich um Pro­tek­tio­nis­mus, näm­lich von RWE & Co. Das kön­nen wir heu­te auch an vie­len ande­ren Hand­lun­gen fest­ma­chen.

Das hat gekos­tet, näm­lich zwi­schen 2011 und 2019 nach­weis­lich 117.000 Arbeits­plät­ze.
Es hat zudem dazu geführt, dass heu­te der Aus­bau von Pho­to­vol­ta­ik- und Wind­ener­gie­an­la­gen nicht wei­ter fort­ge­schrit­ten ist.

Was wir heu­te sehen, ist also das Ergeb­nis der ver­fehl­ten Ener­gie­po­li­tik in den letz­ten zehn Jahren!

Der Flächenbedarf von Windkraftanlagen

Vah­ren­holt möch­te uns ein­re­den, dass auf­grund einer unsin­ni­gen Flä­chen­be­rech­nung heu­te nicht 0,9% der Flä­che der BRD mit WKA bebaut sind, son­dern bereits 5%. Das ist ein­fach nur lächerlich!
Bei der Flä­chen­be­rech­nung im Zusam­men­hang mit Wind­ener­gie­an­la­gen (WEA) legt man für jede WEA eine Ellip­se zu Grun­de, die aus dem 5‑fachen Rotor­durch­mes­ser in Haupt­wind­rich­tung und dem 3‑fachen Rotor­durch­mes­ser in Neben­wind­rich­tung gebil­det wird. Das Ver­fah­ren ist detail­liert in die­sem Doku­ment des Umwelt­bun­des­am­tes beschrie­ben (Kap. 4.1).

Die Aus­sa­ge „Heu­te sind 0,9% der Flä­che der BRD mit Wind­ener­gie­an­la­gen bebaut“ ist korrekt. 

Strombedarf 2050

Es geht auf dem Niveau wei­ter: laut Vah­ren­holt brau­chen wir gegen­über heu­te "die 10-fache Men­ge Strom" (wegen Sek­tor­kopp­lung). Nun, der Strom­ver­brauch heu­te (2020) beträgt 488,4 TWh. Lt. Vah­ren­holt wür­den wir also am Ende 4.884 TWh benö­ti­gen (und des­halb 50 Pro­zent der Lan­des­flä­che mit Wind­ener­gie­an­la­gen zu bau­en). Ist das realistisch?

Ein Bei­spiel: Die Stu­die Wege zu einem kli­ma­neu­tra­len Ener­gie­sys­tem des Fraun­ho­fer-Insti­tuts für Sola­re Ener­gie­sys­te­me kommt – je nach Sze­na­rio – auf einen Bedarf zwi­schen 1750 TWh und 2500 TWh. Ande­re Stu­di­en lie­gen zum Teil deut­lich dar­un­ter. Wir benö­ti­gen also ein mehr­fa­ches an Strom, jedoch kei­nes­falls die 10-fache Menge.
Bei der Sek­tor­kopp­lung erset­zen wir fos­si­le Ener­gie­trä­ger durch Strom, also Wär­me­pum­pe statt Öl-/Gas­heiz­kes­sel, Elek­tro­au­tos statt Ver­bren­nungs­mo­to­ren, usw. Das führt zu erheb­li­chen Effi­zi­enz­ge­win­nen, da Wär­me­ver­lus­te ver­mie­den wer­den. Im Ergeb­nis müs­sen wir viel weni­ger Ener­gie impor­tie­ren! Zur Ein­ord­nung: Deutsch­land gibt heu­te zwi­schen 60 und 100 Mil­li­ar­den Euro (abhän­gig von Markt­prei­sen und Stren­ge des Win­ters) für den Import fos­si­ler Ener­gie­trä­ger (Öl, Gas, Koh­le) aus.

Durch die Sek­tor­kopp­lung steigt zwar die benö­tig­te Strom­men­ge gegen­über heu­te auf das 3‑fache, der Ener­gie­be­darf ins­ge­samt sinkt jedoch.

Verändern Windparks das Klima?

Onshore-Wind­parks haben einen Ein­fluss auf das Mikro­kli­ma (also das Kli­ma im Wind­parkl selbst und in sei­ner unmit­tel­ba­ren Umge­bung). Drei ame­ri­ka­ni­sche For­scher haben dazu eine Meta-Stu­die zusam­men­ge­stellt, also zahl­rei­che Stu­di­en zum The­ma zusam­men­ge­tra­gen. Eine sehr gute und lesens­wer­te Ein­ord­nung fin­det sich auch hier. Die wich­tigs­ten Takeaways:

  • Die Stu­di­en wer­den von ande­ren Wis­sen­schaft­ler nicht als Argu­ment gegen den Aus­bau der Wind­kraft bewertet
  • In Städ­ten ist es auf­grund der Ver­sie­ge­lung zwi­schen 0,5 und 6(!) Grad wär­mer als im Umland
  • Koh­le­kraft­wer­ke ver­än­dern nicht nur das glo­ba­le Kli­ma durch den CO₂-Aus­stoß, sie ver­än­dern auch das loka­le Kli­ma und begüns­ti­gen Extremwetterlagen

Im Gegen­satz zu die­sen Fak­ten nimmt uns Vah­ren­holt jetzt voll­ends ins Reich der Mär­chen und Fabeln mit:

Wir machen eine Tech­no­lo­gie zur Bekämp­fung des Kli­mas – und brin­gen die Hälf­te der Erwär­mung wie­der zurück durch Windenergie"

Bereits die­ser Satz ist pures Gold! Denn nach die­ser Logik ist Vah­ren­holt wohl sehr nah dran am Per­pe­tu­um Mobi­le: Wind­ener­gie­an­la­gen (WEA) wür­den dem­zu­fol­ge näm­lich nicht nur Strom erzeu­gen, son­dern auch noch Umge­bungs­wär­me. Das dürf­te dann in toto mehr Ener­gie sein, als dem Wind an kine­ti­scher Ener­gie ent­zo­gen wurde.

Aus die­ser Erwär­mung, in Kom­bi­na­ti­on mit dem angeb­li­chen Strom­be­darf (sie­he oben), lei­tet Vah­ren­holt im nächs­ten Schritt ab, dass ein „Wind­park Deutsch­land“ ent­steht und „alle 1.000 Meter ein Wind­rad steht“. Sor­ry, was der Mann da von sich gibt, ist ein­fach nur peinlich!
Zur Ein­ord­nung hier mal ein Aus­zug aus einem State­ment des KNE (Kom­pe­tenz­zen­trum Natur­schutz und Ener­gie­wen­de) zum Thema:

Aktu­ell vor­lie­gen­de Stu­di­en­ergeb­nis­se kom­men zu dem Ergeb­nis, dass der Strom­be­darf im Jahr 2050 zwi­schen etwas mehr als dem Heu­ti­gen (rund 620 Ter­ra­watt­stun­den) bis zum Dop­pel­ten des Heu­ti­gen (1.000 Tera­watt­stun­den) beträgt. Dies wür­de bedeu­ten, dass zwi­schen 37.000 und etwa 65.000 Wind­ener­gie­an­la­gen benö­tigt wer­den. Spe­ku­la­tio­nen und Angst­sze­na­ri­en von 300.000 Wind­ener­gie­an­la­gen bis 2050 kann somit schon jetzt klar ent­ge­gen­ge­tre­ten werden.

Nichts­des­to­trotz wie­der­holt Vah­ren­holt sei­nen Unsinn noch­mal mit ande­ren Wor­ten, wohl damit es beim Zuschau­er auch hän­gen­bleibt: „Dann haben wir im Abstand von einem Kilo­me­ter Wind­tür­me, dann haben Sie in ganz Deutsch­land bis zu 0,5 Grad mehr Wär­me, Tro­cken­heit, Dür­re“ – Wow, das ist ja nun nicht mal mehr Stammtischniveau!

Wieviel Volllaststunden liefern Windenergieanlagen?

Albert Duin erwähnt, dass WEA heu­te durch­schnitt­lich 1.700 Voll­last­stun­den pro Jahr errei­chen. Das ist über den gesam­ten Bestand abso­lut korrekt.
Dies wird auch unter­mau­ert durch eine Gra­fik aus der Stu­die "Voll­last­stun­den von Wind­ener­gie­an­la­gen an Land" in wel­cher die Voll­last­stun­den nach Anla­gen­jahr­gän­gen auf­ge­schlüs­selt sind:

WEA - Volllaststunden
Den­noch ist es nur die hal­be Wahr­heit: Der Wert wird zukünf­tig signi­fi­kant stei­gen. Das Fraun­ho­fer-Insti­tut für Wind­ener­gie­sys­te­me schreibt dazu:

Einen deut­li­chen Kon­trast zu den vom deut­schen Anla­gen­be­stand erreich­ten Voll­last­stun­den bil­den die erwar­te­ten mitt­le­ren Voll­last­stun­den der in 2018 neu errich­te­ten WEA. Mit 2788 Stun­den lie­gen die erwar­te­ten Voll­last­stun­den der neu­en WEA um den Fak­tor 1,67 höher als das 10-Jah­res-Mit­tel des Anlagenbestandes.

Wor­an das liegt, ist schnell erklärt: neue­re Anla­gen wer­den immer höher. In grö­ße­rer Höhe weht der Wind kon­stan­ter. Dar­aus erge­ben sich mehr Voll­last­stun­den. Die grö­ße­re Naben­hö­he erlaubt zudem grö­ße­re Rotor­durch­mes­ser. Das führt zu einem erheb­lich höhe­ren Ertrag einer WEA.

Neue­re WEA errei­chen eine deut­lich höhe­re Anzahl Voll­last­stun­den und damit einen höhe­ren Ertrag, da sie über einen grö­ße­ren Rotor­durch­mes­ser ver­fü­gen, höher sind und in der grö­ße­ren Höhe der Wind bestän­di­ger weht.

Solarenergie, Speicher und Synergien im neuen Energiesystem

Tichy bringt nun Solar­ener­gie ins Spiel, Vah­ren­holt stellt dazu zunächst fest, dass 25% des Stroms pri­vat ver­braucht wer­den, 75% Strom dage­gen im Non-Resi­den­ti­al-Bereich – das stimmt.
ABER: haben Gewer­be­ob­jek­te kei­ne Dächer? Ergo kann man natür­lich auch auf den Dächern eines gro­ßen Teils der 75% ganz vor­züg­lich Strom erzeu­gen! Und was ist mit Agri-PV (Pho­to­vol­ta­ik über Fel­dern)? Auf Dächern von Park­plät­zen und Ver­kehrs­we­gen? Und der Hül­le von Gebäu­den (ja, Fas­sa­de geht heu­te auch!) und Fahrzeugen?

Effizienz von Energiespeichern

Danach arbei­tet er sich an den Spei­cher­ver­lus­ten ab („Sie ver­lie­ren auf dem Wege aber 23 der Energie“).
Schau­en wir uns die­se genau an. S&P Glo­bal Mar­ket Intel­li­gence fasst das in fol­gen­den Wor­ten zusam­men:

The tech­no­lo­gy to con­vert power to hydro­gen and back to power has a round-trip effi­ci­en­cy of 18%-46%, accor­ding to data that Flo­ra pre­sen­ted from the Mas­sa­chu­setts Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy and sci­en­ti­fic jour­nal Natu­re Ener­gy. In com­pa­ri­son, two matu­re long-dura­ti­on tech­no­lo­gies, pum­ped-sto­rage hydro­power and com­pres­sed air ener­gy sto­rage, boast round-trip effi­ci­en­ci­es of 70%-85% and 42%-67%, respec­tively. Flow bat­te­ries, a rech­ar­geable fuel cell tech­no­lo­gy that is less matu­re, have a round-trip effi­ci­en­cy of 60%-80%.“

Wir kön­nen also einer­seits davon aus­ge­hen, dass die von Vah­ren­holt pro­pa­gier­ten 23 Ver­lus­te auf ver­al­te­tem Zah­len­ma­te­ri­al beru­hen. Ich möch­te aber außer­dem auf den signi­fi­kant höhe­ren Wert für Fluss­bat­te­rien hin­wei­sen. In Chi­na ent­steht gera­de eine sol­che Bat­te­rie.

Synergieeffekte nicht vergessen!

Was alle in der Run­de völ­lig außer acht las­sen, sind Syn­er­gie­ef­fek­te. Ich muss den mit Solar­an­la­gen gespei­cher­ten Strom nicht zwin­gend in der Nacht bereit­stel­len, sofern da der Wind weht. Das ist bei­spiels­wei­se im Win­ter­halb­jahr oft der Fall. Im Som­mer weht dage­gen weni­ger Wind, dafür ist die Anzahl Sonnenstunden/​Tag höher. Son­ne und Wind ergän­zen sich also ganz hervorragend!

Wir soll­ten auf unse­rem Weg zu 100% Erneu­er­ba­rer Ener­gie auch Bio­gas, Was­ser­kraft und ande­re Tech­no­lo­gien nicht unbe­rück­sich­tigt las­sen. Das The­ma wird sowohl auf glo­ba­ler, auf euro­päi­scher und auch auf deut­scher Ebe­ne schon seit län­ge­rem dis­ku­tiert (SRU 2011; Hen­ning und Pal­zer 2012; Jacob­son u. a. 2017; Wal­ter u. a. 2018; Bar­thold­sen u. a. 2019; Hainsch, Göke, u. a. 2020; Ger­hards u. a. 2021). Hier ein Bei­spiel für eine Stu­die, die das The­ma ein­ge­hend beleuchtet.

Es exis­tie­ren zahl­rei­che Stu­di­en, die bele­gen, dass ein Ener­gie­sys­tem aus 100 % Erneu­er­ba­ren Ener­gien in Deutsch­land aus tech­ni­scher Sicht pro­blem­los rea­li­sier­bar ist. Die Fra­ge ist also nicht mehr ob, son­dern nur noch wie.

Elektromobilität

Frank Hen­ning behaup­tet, dass man sich in ande­ren Län­dern „ver­kal­ku­liert“ hat. Als Bei­spie­le führt er Cali­for­ni­en und Groß­bri­tan­ni­en  an, wo ein neu­es Gesetz dafür sorgt, dass Elek­tro­au­tos ab Mai 2022 zu bestimm­ten Zei­ten nicht mehr an pri­va­ten Lade­säu­len gela­den wer­den kön­nen. Wie unsin­nig die­ses Argu­ment ist, wird in die­sem Bei­trag sehr gut erklärt, des­halb erspa­re ich mir wei­te­re Aus­füh­run­gen zum Thema.

Reicht der Strom?

Und nun schlägt die Stun­de von Albert Duin: 18 TWh für 10 Mio. Elek­tro­au­tos: Glück­wunsch, rich­tig gerech­net – aller­dings erst in 10 Jah­ren! Die­se 18 TWh sind noch nicht mal 4% unse­res heu­ti­gen Strom­ver­brauchs. Der Aus­bau ist dann wohl zu schaf­fen (für alle Neu­gie­ri­gen, die es ganz genau wis­sen wol­len: Jan Hegen­berg hat sich hier des The­mas ange­nom­men – auf sei­ne unnach­ahm­li­che, sehr unter­halt­sa­me Wei­se. Und sogar Vah­ren­holt räumt ein: „Es über­rascht, wie wenig Strom man dann wirk­lich braucht“ – nur um dann mit dem Gleich­zei­tig­keits­pro­blem auf­zu­war­ten, wel­ches er anschei­nend sieht: "Alle ste­cken dann um 17 Uhr ein, wenn sie nach Hau­se kommen".
Ich for­mu­lie­re es mal so: wenn heu­te um 17 Uhr auf dem Heim­weg 10 Mio. Autos an den knapp 15.000 Tank­stel­len in Deutsch­land tan­ken wür­den: wie lang da wohl die Schlan­gen wären?
Ein ande­res Bei­spiel: wenn alle Men­schen in Deutsch­land mor­gens gleich­zei­tig den Toas­ter und die Kaf­fee­ma­schi­ne ein­schal­ten wür­den oder mit­tags den Elek­tro­herd oder den Back­ofen, wür­de das deut­sche Strom­netz zusam­men­bre­chen. Nur: es pas­siert nie!

Weder ist der Strom­be­darf von Elek­tro­au­tos ein per­spek­ti­vi­sches Pro­blem, noch ein etwa­iger Gleich­zei­tig­keits­ef­fekt beim Laden.

Subventionen für Elektroautos

Nun öff­net Albert Duin die Büch­se der Pan­do­ra: Subventionen!
Sub­ven­tio­nier­te Elek­tro­au­tos sind für ihn ein Pro­blem? Wo war denn der Auf­schrei bei der Abwrack­prä­mie 2009 (die nach­weis­lich für die deut­sche Auto­mo­bil­in­dus­trie nix gebracht hat, wie man heu­te weiß)? Oder bei der eben­falls unsin­ni­gen, gera­de ein­ge­führ­ten LKW-Abwrack­prä­mie (die gibt's auch für neue Ver­bren­ner)?

Stromimporte

Frank Hen­ning merkt an, dass es uns bei Import­strom völ­lig egal sei, wie der her­ge­stellt wird. Stimmt, das kann es auch: alle ande­ren Län­der der EU müs­sen – eben­so wie Deutsch­land – ihre Emis­sio­nen redu­zie­ren. Das bedeu­tet, auch dort wird der Strom zuneh­mend sauberer.
Zum The­ma Import­strom all­ge­mein: bis dato expor­tie­ren wir mehr Strom (aktu­ell 20 TWh p.a.), als wir impor­tie­ren. Dazu ein Aus­zug aus der ent­pre­chen­den Sta­tis­tik für das Jahr 2020:

Beim Außen­han­del mit Strom wur­den bis ein­schließ­lich Okto­ber 34,9 TWh zu einem Wert von 1,5 Mrd. Euro ein­ge­führt. Die Ausfuhr
lag bei 45,2 TWh und einem Wert von 2,05 Mrd. Euro. Im Sal­do ergibt sich für die ers­ten zehn Mona­te ein Export­über­schuss von 10,3
TWh und Ein­nah­men im Wert von 549 Mio. Euro. Ein­ge­führ­ter Strom kos­te­te durch­schnitt­lich 42,87 Euro/​MWh und ausgeführter
Strom 45,27 Euro/​MWh.

Grünstrom-Zertifikate

Das mit dem Zer­ti­fi­ka­te­han­del für grü­nen Strom (ob nun aus Island oder Nor­we­gen) stimmt lei­der. Ich hal­te das eben­falls auch für Betrug!
Hier­zu ein sehr guter Bei­trag des WDR zum Thema.

Ausblick

Frank Hen­nig liegt da völ­lig rich­tig: wir brau­chen schnells­tens 30 – 40 GW Gas­kraft­wer­ke (das die­se nicht sehr teu­er sind, hat­te ich wei­ter oben bereits erläu­tert) – und natür­lich min­des­tens einen 3–4‑fachen Aus­bau erneu­er­ba­rer Energien.

Ratio­niert wer­den“ muss Strom m. W. nicht, aber wir brau­chen Demand Side Manage­ment (DSM). Was das genau bedeu­tet, ist auf die­ser Sei­te recht gut erklärt.
Das kann (und wird) sich auch über den Preis lösen. Das geht nicht nur in pri­va­ten Haus­hal­ten (die Ihre Wasch- oder Spül­ma­schi­ne in Schwach­last­zei­ten lau­fen las­sen, also wenn der Strom bil­lig ist). Auch in der Indus­trie ist das mög­lich: Lager für Zwi­schen­pro­duk­te sor­gen dafür, dass die­se eben­falls in Schwach­last­zei­ten pro­du­ziert wer­den können.

Der Last­ab­wurf bei Alu­mi­ni­um­hüt­ten ist übri­gens zeit­lich begrenzt (m. W. auf 3 Stun­den pro Tag). Die Gefahr einer ganz­tä­gi­gen Abschal­tung besteht also über­haupt nicht.

Unter dem Titel „Die Zukunft der Ener­gie­ver­sor­gung ist das Schlüs­sel­the­ma für das Chem­Del­ta Bava­ria“ dis­ku­tier­ten Ver­tre­ter der Initia­ti­ve Chem­Del­ta Bava­ria mit Wirt­schafts­mi­nis­ter Hubert Aiwan­ger und dem Vor­stand der Bay­ern­werk AG Dr. Egon West­phal und TENNET Chief Ope­ra­ting Offi­cer Tim Mey­er­jür­gens. Wei­te­re Ein­zel­hei­ten zu der Ver­an­stal­tung kön­nen die­ser Pres­se­mit­tei­lung ent­nom­men werden.

Von Albert Duin wird in die­sem Zusam­men­hang ein Strom­be­darf von „630 TWh pro Jahr“genannt, nur für das ChemDelta.
Es ist unklar, wo die­se Zahl her­kommt. Der VCI (Ver­band der Che­mi­schen Indus­trie) hat im Rah­men einer Stu­die einen Strom­be­darf für die gesam­te che­mi­sche Indus­trie von 680 TWh ermit­telt (das sind 630 TWh mehr als heu­te) – wohl­ge­merkt, in 2050.

Zum Abschluss noch ein wenig Selbst­be­weih­räu­che­rung von Duin: „Wir haben dafür gesorgt, dass…“. Ja, vie­les wur­de bereits err­reicht. Oft, weil Ver­bo­te ein­ge­führt wur­den (Bei­spie­le: Asbest, FCKW).
So oder so lau­tet nun die Her­aus­for­de­rung, Emis­sio­nen schnellst­mög­lich zu eliminieren.

Zum The­ma Tage­bau­seen: Es mag sein, dass in irgend­wel­chen Braun­koh­le­gru­ben heu­te Was­ser drin ist. Wo das Was­ser für die rest­li­chen Gru­ben her­kom­men soll, ist jedoch hin­sicht­lich der Lau­sitz über­haupt nicht geklärt. Für das Rhei­ni­schen Revier ist das zwar geklärt, es dau­ert aller­dings sehr lang.

Fazit

Das For­mat lei­det sehr dar­un­ter, das die­se „Exper­ten­run­de“ eben nicht aus Exper­ten besteht. Dar­aus resul­tie­ren dann auch die auf­ge­zeig­ten Falsch­be­haup­tun­gen, Halb­wahr­hei­ten und Unge­nau­ig­kei­ten. Aber genau so erwar­tet man es auch von einem Stamm­tisch­ge­spräch, nicht wahr!?

Wie ver­mes­sen muss man eigent­lich sein, um ein wis­sen­schaft­li­ches The­ma mit Nicht-Wis­sen­schaft­lern erör­tern zu wol­len? Aber um eine sach­li­che, kor­rek­te Dar­stel­lung und Auf­klä­rung sei­nes Publi­kums geht es Roland Tichy auch gar nicht. Sein Fokus liegt ganz offen­sicht­lich auf dem Dis­kre­di­tie­ren der Ener­gie­wen­de. Das Trau­ri­ge dar­an: bei sei­ner übli­chen Kli­en­tel ver­fängt das ver­mut­lich sogar.

Link zum Video

Wer das You­Tube-Video mit eige­nen Augen sehen möch­te: Bit­te hier ent­lang.

Update vom 12. Oktober 2021

  • Link zum Video ans Ende des Bei­trags verschoben
  • Erläu­te­rung des Begriffs Voll­last­stun­den ein­ge­fügt (Tool­tip)
  • Abschnitt „Vah­ren­holt ver­steht den CO₂-Preis nicht“ über­ar­bei­tet (ver­ständ­li­cher formuliert)
  • Link zum BEHG

Update vom 14. Oktober 2021

  • Aus­füh­run­gen zu kli­ma­wan­del­be­ding­ten Leis­tungs­ein­schrän­kun­gen und Abschal­tun­gen von Kern­kraft­wer­ken präzisiert

Die Natio­na­le Was­ser­stoff­stra­te­gie wirft eini­ge Fra­gen auf.
Ich bin die­sen nach­ge­gan­gen und habe ver­sucht Ant­wor­ten zu finden.
Am Ende mei­ner Recher­che habe ich jedoch immer noch Fra­gen – und meh­re­re Handlungsempfehlungen.
Außer­dem habe ich für Euch die Fahrt­kos­ten ver­schie­de­ner Antriebs­sys­te­me mit­ein­an­der verglichen.

Wei­ter­le­sen

Die Ener­gie­wen­de ist der Dreh- und Angel­punkt, wenn es um den Erfolg oder Miss­erfolg bei der Bewäl­ti­gung der Kli­ma­kri­se geht. Gemein­sam mit Dir kön­nen wir den vom Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um vor­ge­leg­ten Ent­wurf für die Novel­lie­rung des Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Geset­zes (EEG-Novel­le 2021) ver­hin­dern. Denn die­ser reicht bei Wei­tem nicht aus, um die drin­gend not­wen­di­ge Ener­gie­wen­de vor­an­zu­trei­ben. Unter ande­rem wer­den erneut der beschleu­nig­te Aus­bau der Erneu­er­ba­ren Ener­gien und Inves­ti­tio­nen in nach­hal­ti­ge Tech­no­lo­gien suk­zes­si­ve ausgebremst.

Energiewende EEG 2021

Eine erfolg­rei­che Ener­gie­wen­de kann es nur mit einer dezen­tra­len Bürger:innenenergie geben. Ins­be­son­de­re Bürger:innen tra­gen heu­te schon aller­orts in Deutsch­land zur Ener­gie­wen­de mit PV-Klein­an­la­gen bei. Mehr als ein Drit­tel aller Eigentümer:innen von Erneu­er­ba­ren Ener­gie-Anla­gen sind Pri­vat­per­so­nen, die auch bereit sind, das Poten­zi­al der Erneu­er­ba­ren Ener­gien wei­ter aus­zu­schöp­fen. Alle For­de­run­gen dazu fin­dest Du hier.

Die Novel­le soll noch in die­sem Jahr ver­ab­schie­det wer­den. Doch noch ist es nicht zu spät, um das EEG zu ret­ten! Wir kön­nen die Parlamentarier:innen umstim­men. Es liegt an jeder:m Ein­zel­nen von uns, die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten an das Ver­spre­chen aus dem Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men zu erin­nern. For­dern wir sie auf, uns und den nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen eine kli­ma­si­che­re Zukunft zu ermög­li­chen – auch dank eines star­ken EEGs!

Wie das geht? Mach mit bei der Akti­on von Ger­man­Zero und schreib Dei­nen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten hier eine Mail.

Vie­len Dank für Dei­ne Unterstützung!

Eigent­lich ist die Sache so ein­fach wie klar: Um die Aus­wir­kun­gen den men­schen­ge­mach­ten Anteils am Kli­ma­wan­del zu mini­mie­ren, müs­sen wir sämt­li­che fos­si­len Brenn­stof­fe im Boden las­sen. Und das bes­ser schon ab heu­te als ab morgen.
War­um ist das also nicht schon längst pas­siert? Und wie kön­nen wir dafür sor­gen, dass es passiert?

Wei­ter­le­sen

Die Fach­welt ist sich einig: Bat­te­rie­elek­tri­sche Autos sind über ihre gesam­te Lebens­dau­er deut­lich weni­ger kli­ma­schäd­lich als ihre Ver­bren­ner-Pen­dants. Die Reich­wei­ten der Bat­te­rien wer­den immer grö­ßer, ihre Halt­bar­keit immer länger. 

Erst ver­ein­zelt, in den letz­ten bei­den Mona­ten aber qua­si in einer „kon­zer­tier­ten Akti­on“ kom­men ver­schie­de­ne Prot­ago­nis­ten um die Ecke, die das Gegen­teil behaup­ten. Da sind plötz­lich Die­sel­au­tos emmis­si­ons­är­mer als Elek­tro­au­tos, wahl­wei­se ist auch syn­the­ti­scher Kraft­stoff das Allheilmittel.

Was ist da los? Und vor allem: Wel­chem Zweck dient das?

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