Nicht nur NieÂderÂsachÂsens MinisÂterÂpräÂsiÂdent SteÂphan Weil (SPD) ist „sehr unzuÂfrieÂden mit der EntÂwickÂlung bei den erneuÂerÂbaÂren EnerÂgien“: Ich bin es auch! EbenÂso wie verÂmutÂlich vieÂle andeÂre MenÂschen in Deutschland.
WorÂan das liegt? Zum einen sind wir dazu verÂdammt, ohnÂmächÂtig dabei zuzuÂschauÂen, wie das von Peter AltÂmaiÂer (CDU) geführÂte BMWi die EnerÂgieÂwenÂde verÂschleppt. Nicht genug damit: die dezenÂtraÂle EnerÂgieÂwenÂde wird durch geeigÂneÂte MaßÂnahÂmen sogar aktiv verÂhinÂdert!
Da ist es nicht weiÂter verÂwunÂderÂlich, wenn sich dies auch in messÂbaÂren ErgebÂnisÂsen nieÂderÂschlägt, beiÂspielsÂweiÂse im jährÂlich neu berechÂneÂten KliÂmaÂschutz-Index (KSI), der einen VerÂgleich der KliÂmaÂschutzÂleisÂtunÂgen und FortÂschritÂte einÂzelÂner LänÂder ermöglicht.
Das DokuÂment bescheiÂnigt DeutschÂland „uneinÂheitÂliÂchen LeisÂtunÂgen in allen KateÂgoÂrien“ und man kommt desÂhalb zu einer „mäßiÂgen BewerÂtung“.
In dem Bericht heißt es: „Die TreibÂhausÂgasÂemisÂsioÂnen und der EnerÂgieÂverÂbrauch pro Kopf bleiÂben auf einem verÂgleichsÂweiÂse hohen Niveau und sinÂken nicht schnell genug, um das Land auf einen EmisÂsiÂonsÂpfad zu brinÂgen, der für eine BegrenÂzung der ErdÂerÂwärÂmung auf deutÂlich unter 2°C notÂwenÂdig ist.“
WeiÂter heißt es im Bericht: „Als Teil des KliÂmaÂpaÂkets hat die deutÂsche RegieÂrung 2019 ein SysÂtem zur CO2-BepreiÂsung für 2021, VerÂbesÂseÂrunÂgen des öffentÂliÂchen NahÂverÂkehrs und ein MaßÂnahÂmenÂpaÂket zur ErhöÂhung ErneuÂerÂbaÂrer EnerÂgien angeÂkünÂdigt. Obwohl die ExperÂtInÂnen dieÂse posiÂtiÂven SignaÂle honoÂrieÂren, geben sie zu bedenÂken, dass die ZieÂle und vorÂgeÂseÂheÂnen MaßÂnahÂmen noch nicht ausÂreiÂchen, um den notÂwenÂdiÂgen BeiÂtrag zu leisÂten die ErdÂerÂwärÂmung auf deutÂlich unter 2°C zu begrenÂzen. Die neu angeÂkünÂdigÂten MaßÂnahÂmen reiÂchen ebenÂfalls nicht aus, um die RückÂschritÂte im AusÂbau der ErneuÂerÂbaÂren – insÂbeÂsonÂdeÂre bei der WindÂenerÂgie im BinÂnenÂland – ausÂzuÂgleiÂchen.“
KliÂmaÂschutz: KeiÂne BesÂseÂrung in Sicht
Nun stammt das KSI-DokuÂment, aus dem ich zitiert habe, von Ende 2019. Ist inzwiÂschen BesÂseÂrung in Sicht?
Nein, das GegenÂteil ist der Fall: DerÂzeit überÂhoÂlen uns andeÂre LänÂder auf der ganÂzen Welt beim KliÂmaÂschutz! Hier ein paar MelÂdunÂgen der letzÂten Tage und Wochen:
- In GroßÂbriÂtanÂniÂen lieÂgen seit mehr als zwei MonaÂten alle KohÂleÂkraftÂwerÂke still.
Der AusÂstieg ist für 2025 geplant. EvenÂtuÂell wird dieÂser sogar auf 2024 vorÂgeÂzoÂgen – ohne EntÂschäÂdiÂgunÂgen, verÂsteht sich. - Als achÂtes Land in der EuroÂpäiÂschen UniÂon verÂzichÂtet ÖsterÂreich seit April auf KohÂleÂkraftÂwerÂke.
MehÂreÂre dieÂser LänÂder verÂfüÂgen übriÂgens nicht über eine nukleaÂre StromÂerzeuÂgung. Was das oft gebrauchÂte ArguÂment „Wir müsÂsen unseÂre KohÂleÂkraftÂwerÂke so lanÂge lauÂfen lasÂsen, weil wir parÂalÂlel auch aus der AtomÂenerÂgie ausÂsteiÂgen“ widerlegt. - EbenÂso wie in zahlÂreiÂchen euroÂpäiÂschen LänÂdern werÂden in KanaÂda KohÂleÂkraftÂwerÂke 2030 abgeÂschalÂtet. Bis dahin möchÂte das Land 90 ProÂzent der ElekÂtriÂziÂtät des LanÂdes aus nachÂhalÂtiÂgen QuelÂlen erzeugen.
- NorÂweÂgen verÂbieÂtet RegenÂwald-ProÂdukÂte.
- KaliÂforÂniÂen beginnt 2024 mit der UmstelÂlung auf emisÂsiÂonsÂfreie LKW (mind. 40 ProÂzent in 2024, 100 ProÂzent ab 2045).
- Der franÂzöÂsiÂsche KliÂmaÂrat (150 zufälÂlig ausÂgeÂlosÂte PerÂsoÂnen) hat ein TemÂpoÂliÂmit von 110 km/​h beschlosÂsen, ein Inlands-FlugÂverÂbot ab 2025 und ein WerÂbeÂverÂbot für kliÂmaÂschädÂliÂche ProÂdukÂte.
- DäneÂmark hat Ende Juni ein ambiÂtioÂnierÂtes KliÂmaÂpaÂket verÂabÂschieÂdet. Ziel: die CO2-EmisÂsioÂnen bis 2030 um 70 ProÂzent zu senÂken (gegenÂüber 1990).
- Vor allem aus wirtÂschaftÂliÂchen GrünÂden hat SpaÂniÂen gesÂtern sieÂben seiÂner 15 KohÂleÂkraftÂwerÂke geschlosÂsen.
WohlÂgeÂmerkt: Das sind ledigÂlich einiÂge wahlÂlos herÂausÂgeÂgrifÂfeÂne BeiÂspieÂle für Umwelt- und KliÂmaÂschutzÂmaßÂnahÂmen, die in verÂschieÂdeÂnen LänÂdern unlängst ergrifÂfen, bezieÂhungsÂweiÂse beschlosÂsen wurÂden – was vor allem jene ZeitÂgeÂnosÂsen Lügen straft, die nur allÂzu gerÂne mit den WorÂten "Ja, aber die andeÂren LänÂder!" FinÂgerÂpoinÂting betreiben.
Und was macht Deutschland?
ImmerÂhin hat die RegieÂrung es in dieÂsem Jahr geschafft, den 52-GigaÂwatt-SolarÂdeÂckel zu beseiÂtiÂgen: Über einen entÂspreÂchenÂden ArtiÂkel im ErneuÂerÂbaÂre-EnerÂgien-Gesetz (EEG, § 49) ist die Höhe der EinÂspeiÂseÂverÂgüÂtung für PhoÂtoÂvolÂtaÂikÂanÂlaÂgen bis zu einer AnlaÂgenÂgröÂße von 750 KiloÂwatt gereÂgelt. BisÂher reduÂzierÂte sich dieÂse VerÂgüÂtung bei ErreiÂchen von 52 GW instalÂlierÂter LeisÂtung auf Null.
Die AbschafÂfung des Deckels ist zwar ein Schritt in die richÂtiÂge RichÂtung. Vor dem HinÂterÂgrund der SekÂtorÂkoppÂlung ist allerÂdings ein masÂsiÂver AusÂbau erneuÂerÂbaÂrer EnerÂgien erforÂderÂlich. Im HinÂblick auf PhoÂtoÂvolÂtaÂikÂanÂlaÂgen bestehen jedoch immer noch zahlÂreiÂche Hindernisse:
- Der AusÂbau-KorÂriÂdor („atmenÂder Deckel“) von derÂzeit 2,5 GW muss auf minÂdesÂtens 10 GW pro Jahr angeÂhoÂben werden.
- Damit insÂbeÂsonÂdeÂre auf 1-/2‑ÂFaÂmiÂliÂen-HäuÂsern mögÂlichst groÂße PV-AnlaÂgen gebaut werÂden, muss die anteiÂliÂge EEG-UmlaÂge auf selbst verÂbrauchÂten Strom aus AnlaÂgen mit einer LeisÂtung von mehr als zehn KiloÂwatt abgeÂschafft werÂden. DieÂse ist nach euroÂpäiÂschen Recht ohneÂhin für AnlaÂgen bis 30 kWp unzulässig.
- Um den Zubau von SolarÂparks zu beschleuÂniÂgen, muss das jährÂliÂche AusÂschreiÂbungsÂvoÂluÂmen um ein VielÂfaÂches angeÂhoÂben werden.
- Um deutÂlich mehr PV-AnlaÂgen auch auf die Dächer von MehrÂfaÂmiÂliÂenÂhäuÂsern zu bekomÂmen, muss das MieÂterÂstromÂgeÂsetz verÂeinÂfacht werÂden: In seiÂner jetÂziÂgen Form verÂhinÂdert es nämÂlich den Bau von PV-AnlaÂgen auf ImmoÂbiÂliÂen, bei denen der damit erzeugÂte Strom von mehÂreÂren ParÂteiÂen (WohÂnungsÂeiÂgenÂtüÂmer, MieÂter) genutzt würde.
AngeÂsichts dieÂser vieÂlen offeÂnen BauÂstelÂlen drängt sich die FraÂge auf, ob und gegeÂbeÂnenÂfalls welÂche konÂkreÂten VorÂstelÂlunÂgen die BunÂdesÂreÂgieÂrung hinÂsichtÂlich der EnerÂgieÂwenÂde hat.
Der konÂterÂkaÂrierÂte AusÂstieg von der Kohleverstromnung
Das Jahr 2020 hat im HinÂblick auf den KohÂleÂausÂstieg bereits ganz schlecht begonÂnen. So wurÂde gleich im JanuÂar die InbeÂtriebÂnahÂme von DatÂteln IV, einem neuÂen KohÂleÂkraftÂwerk, beschlossen.
Das neue KraftÂwerk DatÂteln IV (Bild: MaschiÂnenÂjunÂge via WikiÂpeÂdia)
Am komÂmenÂden FreiÂtag soll nun das Gesetz zur ReduÂzieÂrung und zur BeenÂdiÂgung der KohÂleÂverÂstroÂmung und zur ÄndeÂrung weiÂteÂrer GesetÂze beschlosÂsen werden.
Mit dem KohÂleÂEINÂstiegsÂgeÂsetz wird die FörÂdeÂrung und VerÂstroÂmung von BraunÂkohÂle für weiÂteÂre 18 JahÂre festgeschrieben!
Mit dieÂsem Gesetz wird – entÂgeÂgen dem GesetÂzesÂtiÂtel – insÂbeÂsonÂdeÂre die FörÂdeÂrung von BraunÂkohÂle und deren VerÂstroÂmung für weiÂteÂre 18(!) JahÂre festgeschrieben!
Da überÂrascht es nicht weiÂter, dass das Gesetz im VolksÂmund inzwiÂschen KohÂleÂEINÂstiegsÂgeÂsetz genannt wird.
Das alles zeigt, dass sich an der im KSI-Bericht beschrieÂbeÂnen SituaÂtiÂon wohl auch in dieÂsem Jahr nichts ändern wird. SchaÂde eigentlich!
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