Erfahrungen mit dem REWE Lieferservice: Vorsicht, Ersatzartikel!
Zuletzt aktualisiert am 20. Mai 2019 durch Jürgen Voskuhl
Seit 2011 existiert der Rewe Lieferservice – mit durchwachsenem Erfolg. Von sich Reden machte der Dienst zuletzt im August 2018, als man stillschweigend den Mindestbestellwert von 40 auf 50 € erhöhte.
Ausgelöst durch einen Payback-Gutschein (1.000 Extra-Punkte bei einem Mindestbestellwert von 65 €) habe ich mich dazu hinreißen lassen, nun erstmals selbst den Rewe Lieferservice in Anspruch zu nehmen. Eine Erfahrung mit Höhen und Tiefen, wie der nachfolgende Bericht zeigt.
Der Bestellprozess: Business as usual
Wer mit Amazon, Otto und Co. vertraut ist, wird sich auf shop.rewe.de unmittelbar zurechtfinden: Postleitzahl eingeben und los geht's. Das Sortiment ist übersichtlich nach Warengruppen sortiert. Zusätzlich gibt es die Kategorien "Meine Produkte" und "Angebote". In denen befindet sich genau das, was man erwartet, nämlich bereits bestellte Artikel (natürlich nicht bei der ersten Bestellung), beziehungsweise aktuelle Angebotsartikel.
Ich habe also meinen Warenkorb mit Artikeln gefüllt, die ich sowieso immer bei Rewe kaufe (normalerweise allerdings im 6 km entfernten Rewe Center). Katzenfutter, Spülmaschinentabs, Kaffeebohnen, Süßwaren… so sind 66,76 € zusammengekommen – Ziel erreicht! Und außerdem muss ich auf diese Weise das Zeug nicht selbst schleppen und mehrmals umpacken (in den Einkaufswagen ⇒ auf das Warentransportband ⇒ in den Einkaufskorb ⇒ in den Kofferraum ⇒ …).
Praktischerweise zahlt man als Erstbesteller keine Lieferkosten (ja, die tun wirklich viel, um den Kunden Ihren Lieferservice schmackhaft zu machen).
Auswahl des Liefertermins: Bedienkomfort verbesserungsbedürftig
Am Ende meiner Bestellung hatte ich dann das erste Aha-Erlebnis: Laut einem Hinweistext waren zur Lieferung am Folgetag nicht alle Artikel vorrätig. Ich habe also schrittweise (besser: tageweise) einen späteren Liefertermin gewählt – bis das System ohne Murren eine Lieferung akzeptiert hat, in diesem Fall mit vier Tagen Vorlauf.
Hmm… Als IT-ler mit ERP-Know-How frage ich mich an dieser Stelle natürlich: wenn das System mir schon mitteilt, dass die gewünschten Artikel nicht zum gewünschten Liefertermin verfügbar sind, warum wird mir hier nicht auch gleich ein "passender" Liefertermin als Alternative vorgeschlagen? Also einer, zu dem alle Artikel lieferbar sind?
Dabei ist mir natürlich bewusst, dass ein späterer Liefertermin nur bei solchen Kunden funktioniert, die "auf Vorrat" kaufen.
Der Rest des Checkouts verlief erwartungsgemäß. Also Rechnungs- und Lieferadresse eingeben, Bezahlverfahren wählen, fertig!
Die Lieferung: Surprise, surprise!
Am Tag der Lieferung erhält man per Email den Lieferschein sowie zusätzlich eine Erinnerungs-SMS. Die Lieferung selbst erfolgte per DHL-Express pünktlich im gewählten 2h-Zeitfenster.
Stutzig gemacht hat mich anschließend der Hinweis meiner Frau, dass ich wohl das falsche Katzenfutter bestellt hätte. Da ich mir keiner Schuld bewusst war, habe ich unverzüglich meine Bestellung kontrolliert. Ergebnis: Ich habe das falsche Katzenfutter nicht bestellt. Daraufhin bin ich endlich auf die Idee gekommen, mir mal den Lieferschein in meinem Email-Postfach anzuschauen.
Auf dem gab es – zu meiner Überraschung – eine Rubrik "Ersatzartikel".
Liebe Rewe, das mit den Ersatzartikeln ist sicher gut gemeint von Euch. ABER: Wenn Trockenfutter für unsere Stubentiger nicht lieferbar ist, möchten wir ersatzweise GANZ SICHER KEIN NASSFUTTER!
Überhaupt bin ich von der Idee mit den Ersatzartikeln nicht überzeugt: Wie kann ein fremder Dritter entscheiden, ob und gegebenenfalls welche Artikel ich ersatzweise haben möchte? Offensichtlich verfügt der Rewe-Picker ja nicht über eine entsprechende Kristallkugel, in welcher er den von mir gewünschten Ersatzartikel sehen kann… Gut gemeint ist halt nicht immer gut gemacht!
Die Telefonhotline: freundlich und bemüht
Wie nicht anders zu erwarten, habe ich ob dieses Fauxpas sogleich die telefonische Hotline bemüht.
Nach der Tastenton-Hölle (immerhin: nur drei Tastendrücke bis zum Mitarbeiter!) habe ich dann einem sehr freundlichen Mitarbeiter den Sachverhalt geschildert. Sein erster Hinweis, dass ich die nicht gewünschten Artikel doch gleich dem Fahrer wieder hätte mitgeben können, hat mich sehr verblüfft!
Wie die meisten Menschen mit Tagesfreizeit (naja, fast: ich arbeite halt oft von daheim) bin ich normalerweise mit Auslieferungsfahrern konfrontiert, denen Luzifer höchstpersönlich im Nacken zu sitzen scheint: da wird ausschließlich in den unteren Wohneinheiten geklingelt (das spart schon mal die Treppe) oder gleich bei allen Hausbewohnern (der Erste, der öffnet, gewinnt – und darf alle Pakete für's Haus annehmen). Und wehe, es öffnet nicht innerhalb von fünf Sekunden jemand: dann gibt's halt den obligatorischen Zettel in den Briefkasten – Hauptsache nix wie weg, Zeit ist schließlich Geld!
Und nun erwartet der freundliche Rewe-Hotline-Mitarbeiter allen Ernstes von mir, das ich einem Angehörigen dieser Berufsgruppe todesmutig die Stirn biete und ihn auffordere, doch bitteschön an meiner Wohnungstür zu warten, bis ich die Ware kontrolliert habe?? Liebe Rewe, ich bin doch nicht lebensmüde!
Nach entsprechendem Hinweis an mein telefonisches Gegenüber kam dann der alternative Vorschlag, das ich doch beim nächsten Mal "im fünften Bestellschritt bei den Hinweisen an den Fahrer gleich den Text Keine Ersatzartikel eingeben" solle. Naja, kann man machen… Aber auch hier wieder ein "Aber" vom ERP-geschädigten IT-ler!
Verbesserungsmöglichkeiten bei der Disposition
Zum Zeitpunkt meiner Bestellung sind anscheinend alle Artikel im Hinblick auf den gewählten Liefertermin verfügbar. Am Liefertermin selbst ist das – in meinem Fall bei zwei Artikeln – dann aber nicht mehr so. Diese Situation ist für mich absolut nicht nachvollziehbar: ab dem Bestellzeitpunkt ist ein Artikel m. W. in allen gängigen ERP-Systemen für den Besteller reserviert.
Und wenn es ausnahmsweise doch mal vorkommt (beispielsweise, weil eine avisierte Warenlieferung verspätet eintrifft), erwarte ich eine entsprechende Email mit einem klaren Hinweis, welcher Artikel nicht lieferbar ist mit entsprechenden Handlungsalternativen (Artikelstorno, spätere Lieferung, Alternativartikel, …).
Sollte das tatsächlich erst beim Kommissionieren auffallen … ja dann, liebe Rewe, braucht Eure Auslieferungsabteilung wohl eine eingehende Beratung in Sachen Disposition und Logistik. Vielleicht fragt Ihr ja mal intern bei Eurem Einkauf nach, die scheinen das Thema zu beherrschen. Jedenfalls treffe ich im Markt höchst selten auf leere Regale.
Sollte das wider Erwarten keine Ausnahme sein, wäre bereits bei der Bestellung eine entsprechende Option zum ankreuzen sinnvoll. Keinesfalls aber die vorgeschlagene Lösung, dass der Besteller das jedesmal als Freitext einträgt!
Eine versöhnliche Lösung
Am Ende habe ich mich mit meinem telefonischen Gegenüber auf einen Gutschein im Höhe des Gegenwerts der "unerwünschten" Ersatzartikel geeinigt. Das ersatzweise gelieferte Nassfutter mögen unsere Katzen nicht. Daher werde ich das gleich nachdem ich diesen Beitrag fertiggestellt habe, mit ins Rewe Center nehmen: Die haben da nämlich eine Spendenbox für's örtliche Tierheim.
Fazit
- Auch in Zukunft werden wir den Rewe Lieferservice gelegentlich nutzen.
Nämlich für schwere und lange haltbare Produkte, die man auf Vorrat kauft: Ab einem Bestellwert von 120 € ist die Lieferung nämlich kostenlos (ansonsten ist man noch 3,90 oder gar 5,90 € Liefergebühren los). - Frische Artikel (Fleisch, Wurst, Käse, Obst, Gemüse …) werden wir nach wie vor direkt im Rewe Center kaufen.
Auch auf die Gefahr hin, das wir da als altmodisch verschrien werden: bei diesen Waren wollen wir mit unseren Sinnen erleben (sehen, riechen, tasten), was wir da genau kaufen. - Über die Customer Journey sollte Rewe nochmal nachdenken, Anregungen siehe oben.
@Rewe: Ich nehme auch Beratungsaufträge aus Köln entgegen :-)
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