Leasingangebote müssen nicht kostenlos sein!
Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2019 durch Jürgen Voskuhl
Ich plane die Anschaffung eines Firmenwagens auf Leasingbasis. Diese Tatsache allein wäre nicht erwähnenswert. Aber ich habe gerade ein ganz besonderes Leasingangebot erhalten…
Business as Usual
Gestern habe ich das Autohaus meines Vertrauens besucht. Ich hatte ein angenehmes und kurzweiliges Gespräch mit der kompetenten und sehr sympathischen Verkaufsberaterin (wer sich im LK Offenbach für ein Fahrzeug des PSA-Konzerns interessiert: die Kontaktdaten gibt's auf Anfrage). Am Ende habe ich das Autohaus zufrieden mit einem konkreten Angebot für einen Neuwagen in der Hand verlassen, einschließlich einem Leasingangebot.
Wieder im Büro angekommen, habe ich ein wenig recherchiert, und zwar nach alternativen Leasinggebern. Dabei bin ich auf das Portal leasing.de gestoßen, über das man Leasingangebote einholen kann. Also habe ich gleich mal eine Anfrage bei verschiedenen Leasinganbietern gestartet.
Surpise, surpise!
Leasing.de wirbt damit, "auf den Bereich Auto Leasing spezialisiert" zu sein. Entsprechend werden nach der Auswahl Geschäftsleasing auch die dafür üblicherweise relevanten Daten wie zum Beispiel die jährliche Fahrleistung abgefragt.
Inzwischen sind die meisten Angebote eingetroffen. Überraschend fand ich, das mir ausnahmslos alle Anbieter einen Restwertvertrag angeboten haben. Was soll das?
Zur Erinnerung: Bei einem Restwertvertrag verbleibt das wirtschaftliche Risiko am Ende der Laufzeit (tatsächlicher Verkaufserlös gegenüber vertraglich vereinbartem Restwert) beim Leasingnehmer (also bei meinem Unternehmen).
Im Gegensatz dazu steht der (gebräuchlichere) Kilometer-Leasingvertrag, bei dem eine bestimmte Fahrleistung während der Laufzeit vereinbart wird. Der Leasingnehmer zahlt hier am Ende lediglich für außergewöhnliche Schäden am Fahrzeug und gegebenenfalls gefahrene Mehr-Kilometer.
Es mag ja sein, das leasing.de auf Auto-Leasing spezialisiert ist. Die Anbieter dahinter sind es jedenfalls nicht.
Vor diesem Hintergrund stellt sich mir die Frage, warum eine Kapitalgesellschaft einen Restwertvertrag abschließen sollte? Dafür besteht im Normalfall überhaupt keine Veranlassung! Warum werden mir also ausschließlich Restwertverträge angeboten? Da könnte ich auch gleich meine Hausbank fragen!
Auf Nachfrage erhält man übrigens die freundliche Mitteilung: "Leider können wir Ihnen keine Leasingverträge auf Kilometerbasis anbieten". Tolle Wurst, da hättet Ihr mich auch gar nicht erst mit Euren Angeboten belästigen brauchen!
Dreist, dreister, LeaseForce!
Dem Vogel der eingegangenen Angebote schießt aus meiner Sicht aber die LeaseForce AG ab, weshalb das Unternehmen an dieser Stelle auf keinen Fall unerwähnt bleiben soll. In deren Angebot ist nämlich folgender Satz zu lesen:
"Eine Bearbeitungsgebühr wird nach Rücksprache mit der Geschäftsleitung für Sie nicht erhoben."
Ja, geht's noch?
Bearbeitungsgebühr? Für welche Leistung genau??? Ich habe doch lediglich gefragt, was das Produkt kostet, welches die LeaseForce AG vertreibt (nämlich die Finanzierung eines Firmen-Kfz)!?
Muss ich jetzt damit rechnen, das Amazon mir zukünftig für jeden Klick auf eine Shop-Seite 10 Cent berechnet? Muss ich bald bei H&M, C&A oder beim MediaMarkt Eintritt zahlen? Einfach nur dafür, damit ich mir die Waren und deren Preise anschauen darf?
Um etwaige Missverständnisse zu vermeiden: Ich kann problemlos nachvollziehen, das ein Kostenvoranschlag Geld kosten kann. Wenn zum Beispiel der Kundendiensttechniker sich zunächst mal einen Überblick verschafft, was genau an meiner Kaffeemaschine kaputt ist. Damit hat er eine Leistung erbracht, nämlich das defekte Gerät aufgeschraubt und untersucht.
Nicht nachvollziehen kann ich dagegen, welche Leistung bei der Erstellung eines Leasingangebots erbracht wurde!? Insofern betrachte ich das großzügige "Geschenk" (Erlass der Bearbeitungsgebühr), das mir LeaseForce macht, auch nicht wirklich als solches!
Gut meint ist nicht gut gemacht
Ich bin seit vielen Jahren im B2B-/Content-Marketing tätig. Das Prinzip "Give to get" (ich schenke einem Interessenten etwas; dieser fühlt sich anschließend zu einem Gegengeschenk verpflichtet) ist mir daher durchaus geläufig. Angefangen in der Metzgerei, wo der Junior kostenlos eine Scheibe Wurst erhält – und ich im Anschluss auch mit "etwas mehr" einverstanden bin (zugegeben, ich bin da vermutlich nicht repräsentativ: ich bin beim Metzger immer mit "etwas mehr" einverstanden). Auch ein Whitepaper mit nützlichen, wertigen Informationen verfehlt meist nicht seinen Zweck (für Interessierte: Susanne Eberl erklärt das im ersten Teil ihres Beitrags sehr schön). Aber ein Angebot???
Liebe LeaseForce AG, anscheinend seid Ihr bemüht, Eure Angebote als wertiges Geschenk an den Anfragenden darzustellen. Zumindest bei mir ist dieser Schuss gründlich nach hinten losgegangen!
Aber Kopf hoch: Immerhin hat der zitierte Satz zu diesem Beitrag geführt. Der bringt sicher den einen oder anderen Leser dieses Blogs zum Schmunzeln. Indirekt habt Ihr also doch etwas Wertiges verschenkt: Ihr habt nämlich ein Lächeln in die Gesichter unserer Leser gezaubert!
Dafür möchten wir uns bei Euch bedanken!
Bedanken kann man sich natürlich auch mit einem kleinen Geschenk. Hier kommt also mein Geschenk an Euch (nein, ihr müsst Euch dafür nicht revanchieren; wirklich nicht!), und zwar in Form einer kostenlosen Beratung: Ich empfehle Euch dringend, über die zitierte Formulierung in Euren Angeboten nachzudenken! Vielleicht sucht Ihr Euch auch einen neuen Marketingberater, der das Thema Verkaufspsychologie besser beherrscht. Vielleicht braucht es auch nur einen anderen Werbetexter? Einen, der für die Aufgabenstellung einfach eine bessere Lösung findet.
Für Rückfragen … ;-)
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