Facebook und Privatsphäre: Wie passt das zusammen?
Zuletzt aktualisiert am 14. Januar 2019 durch Katja Hausner
Vernetzt sein, ob auf sozialer Ebene oder geschäftlich, das ist im digitalen Zeitalter mittlerweile normal. Der Satz "Ich bin nicht bei Facebook" ruft bei vielen Menschen großes Erstaunen hervor. Mehr als die Aussage, dass man keinen Rotwein mag.
Dies ist der erste Beitrag zum Thema "Social Media", also der Vernetzung auf sozialer Ebene.
Wie alles begann…
Angefangen hat alles mit Seiten wie "Wer kennt wen", studiVZ, schülerVZ (wurde 2013 eingestellt), stayfriends, myspace, gmx.de, um nur einige zu nennen. Schnell kamen Seiten wie z.B Xing oder Linkedin dazu, auf denen man sich beruflich und geschäftlich vernetzen kann.
Neben den privaten Nutzern, haben in den letzten Jahren auch Printmedien, Fernseh- und Radiosender, Firmen, ja selbst politische Parteien, den Weg in dieses soziale Netzwerk gefunden.
Es ist nichts Neues, dass Menschen dort mittlerweile mehr Zeit verbringen, als vor dem Fernseher, am Telefon oder mit realen Menschen. Gleich morgens, bevor der erste Kaffee getrunken ist, wird erstmal jeder neue Post von den 376 "Freunden" angeschaut. Jede neue Bildergalerie wird durchforstet, die neuen Sprüche und Bilder der 1643 gelikten Seiten gelesen und begutachtet. Und nicht zu vergessen: die neuen Einträge in den Gruppen, denen man beigetreten ist oder denen man hinzugefügt wurde. Von wem eigentlich?
Dann wird geliked, geteilt, weiter verbreitet und kommentiert. Man ist ja allein. Schreiben und einfach ein Symbol anklicken, das ist ja so einfach und bequem. Das erfordert Zeit – und zwar gleich mehrmals am Tag.
Der Wunsch morgens, mitten in der Nacht und auch während des Tages, permanent auf dem Laufenden aller Aktivitäten seiner "Freunde" zu sein, das ist für viele mittlerweile fester Bestandteil des Tagesablaufes. Dazu gehört selbstverständlich, diese auch auf dem Laufenden zu halten. Machen wir uns mal nichts vor, ohne geht es kaum noch. Wir beschäftigen uns damit mehr, als mit Büchern oder die guten alten Zeitungen zu lesen.
Heute machen viele nicht erst eine Nachrichtenseite auf, um zu erfahren was in der Welt passiert ist. Nein, man sieht erstmal bei Facebook nach, ob "Erich" noch "Magen-Darm" hat. Hat sich bei der komplizierten Beziehung von "Karl" was getan und haben sich die boshaften Kommentare zwischen "Emma" und "Lieselotte" noch weiter verschärft? Wer hat was, wo gemacht und mit wem? Etwas, was man vor Facebook und Co. irgendwann bei einem Treffen mit Freunden mal erzählt bekam.
Heute weiß man das in dem Moment, in dem die Freunde das erleben und dies dann auch sofort der Welt mitteilen. Die klingelnde, piepsende oder pfeifende NACHRICHTENFUNKTION stellt sicher, dass wir nichts, absolut nichts, mehr verpassen, was unsere "Freunde" so treiben.
"FREUNDE"…
Ja, mal ehrlich, wer kennt heute noch die genaue Anzahl seiner sogenannten Freunde, die sich da auf der Freundesliste tummeln? Wer weiß wirklich von ALLEN, wer das wirklich ist? Und wann und warum dieser ist jemand eigentlich auf der eigenen Liste gelandet? Oft reicht es aus, jemanden in einer Kneipe, auf einer Party oder sonstigen Gelegenheiten kennen zu lernen, um sich gleich auf Facebook zu verbinden… als Freund Nr. 347.
Jeder kennt mittlerweile den Anblick, wenn Menschen zusammen in einem Café oder Restaurant sitzen, auf ihr Smartphone oder Tablet starren. Fotos machen, von sich selbst oder den anwesenden Protagonisten und tippen und wischen was der Finger hergibt. Obwohl man einen realen Menschen bei sich hat, scheint es für die Mehrheit interessanter zu sein, mit jemandem, der ganz woanders ist, zu kommunizieren und diesen über jede Phase der Aktivitäten zu informieren.
Bilder vom Shopping, Kaffee trinken, essen gehen, was man gerade im Fernsehen oder Kino schaut, mit wem man gerade abhängt, alles muss sofort gepostet werden. Warum?
Und ist der Eintrag erstmal auf der Seite, wird alle paar Sekunden überprüft, ob schon jemand darauf reagiert hat.
Die Smartphones liegen auf dem Tisch oder stecken in der Hand- oder Hosentasche. Und egal wo man gerade ist, in einem Café, in einer Kneipe oder einem 5* Restaurant, es brummt, pfeift und zwitschert um einen herum. Die schöne Welt der Klingel- und Benachrichtigungstöne. Selbstverständlich laut gestellt, damit man ja nichts verpasst.
Und auf Kommentare kommentiert man zurück. Dafür legt man das Besteck während des Essens gerne mal beiseite und unterbricht die Unterhaltung mit seinem Gegenüber.
Neben Facebook ist man selbstverständlich noch bei Instagram, Twitter, google+, Snapchat und hat neben der normalen SMS-Funktion auch noch den Facebook-Messenger und WhatsApp installiert.
"Ich sehe Dich"…
In den ersten Jahren machte sich niemand groß Gedanken um Privatsphäre und die dazu gehörenden Einstellungen.
Vielen Nutzern war und ist bis heute nicht klar, wie einfach es für andere Menschen ist, Informationen zu erhalten. Und nicht nur für jene, die sich auf der eigenen Freundesliste tummeln. Auch andere, wildfremde Facebooknutzer haben Zugriff auf die Informationen, die man der Welt so einfach mitteilt: Wo und wann man geboren wurde, wo man lebt und gelebt hat. Welche Schulen man besucht hat, die Liste der Arbeitsstellen, Sprachkenntnisse und was man so alles mag. Von Büchern und Musik über Filme, Restaurants, Getränke, Hotels die man besucht hat. Bis hin zu Sportvereinen und politischer Gesinnung.
Ich bin immer wieder überrascht, wie mitteilungsbedürftig mancher Zeitgenosse ist.
Liegt es vielleicht daran, dass man das alles Zuhause am heimischen PC schreibt oder dafür mal eben das Smartphone verwendet? Man ist allein und denkt nicht darüber nach, dass all diese Informationen nicht nur von den Freunden gesehen werden. Nein, manche dieser Infos sind für alle auf Facebook sichtbar.
Im Grunde ist es nichts anderes, als würde man eine Kopie seines Lebenslaufs, eine Beschreibung der eigenen aktuellen Aktivitäten, Wünsche, persönliche Bilder gleich beim Kennenlernen an Personen aushändigen. Personen, deren Hintergründe man nicht so richtig kennt. Vielleicht auch gleich zwei Exemplare. Damit diese das dann auch ihrerseits an ihre neu gewonnenen "Freunde" weiter reichen können.
… "und weiß alles"
Ich habe mal getestet, an welche Informationen ich kommen könnte. Und zwar von Personen, die nicht mit mir befreundet sind. Dazu habe ich die sichtbare Freundesliste (ja, man könnte sie auch verbergen) eines Facebook-Freundes mal durchgesehen, mir dort willkürlich ein paar Leute raus gesucht und dann deren Profile angeschaut.
Abgesehen davon, dass ich wirklich viele persönliche Bilder hätte kopieren können, weiß ich nun zum Beispiel, dass Frau XY auf einer Gesamtschule in W. war und bei einem Veranstaltungsservice (Name und Adresse inkl.) in R. arbeitet. Ich kenne nun ihren Geburtsort, Geburtstag und Geburtsjahr. Sie mag Sport, Reisen und hat ihren Urlaub im August letzten Jahres auf Sylt mit ihrem Freund verbracht. Man sieht, in welchem Hotel sie abgestiegen ist und welche Restaurants besucht wurden.
Wenn man sehr oft und viel Persönliches preis gibt, ist das ungefähr so, als würde man all diese Menschen in sein Zuhause einladen, also in den eigenen, privaten Bereich. Und ihnen dann gestatten, in Schränken, Fotoalben und Papieren ruhig mal rum zu schnüffeln. Am besten stellt man gleich noch einen Kopierer auf. Damit die "Freunde" sich von allem Kopien machen können, was sie interessant finden.
So abwegig ist das aber alles nicht. Denn genau das passiert, wenn man seine Privatsphäre nicht streng einstellt.
Das mag für manchen umständlich klingen und das ist es auch zum Teil. Denn Facebook macht es einem damit nicht ganz so einfach. Aber die Zeit dafür sollte man sich auf jeden Fall nehmen, denn das sollte einem die Privatsphäre schon wert sein!
In den nächsten Beiträgen wird es an dieser Stelle Tipps und mehr Informationen zu genau diesem Thema geben.
Bei welchen Social Networks sind Sie Mitglied? Pflegen Sie regelmäßig Ihre Privatsphäre-Einstellungen? Oder haben Sie eine konkrete Frage dazu?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare!